geschichte
- Erinnerungen -

Achterto in Eversten


Hein Bredendiek

Achterto in Eversten
Als wir 1945 - noch einmal davongekommen - heimkehrten, geschah die erste Annäherung an den Stadtteil Eversten. Man bestellte ein schmales Ackerstück, man grub - soweit es die schwachen Kräfte zuließen - und pflanzte Kartoffeln und Bohnen.
 
Mit von der Partie waren auch dilletierende Ackerbürger wie Jan Eilers, damals als Leiter des Arbeitsamtes und später als Oberstadtdirektor und Initiator des Ollborger-Bonner Gröönkohlätens in guter Erinnerung. Hinzu kam der Oberstudiendirektor i.R. Lohse, der noch an der Hermann-Lietz-Schule auf Spiekeroog tätig war.
 
Man stand zusammen und erörterte auch den Anbau von Tabakpflanzen: lebenserhaltende Tätigkeit. „Up'n Dannenkamp", wie damals die heutige Huntemannstraße hieß, ein Weg entlang den Weiden des Bauern Gardeler, kleine Doppelhäuser mit großen Gemüsegärten an der gegenüberliegenden Wegseite.
 
Nachdem der Schriftkünstler August Schmietenknoop ein großes Haus mit einer Druckerei gebaut hatte, mußten die kleinen Doppelhäuser größeren Wohnbauten weichen.
 
Anfang der sechziger Jahre überragte der elfstöckige Turm des Studentenwohnheims alle anderen Wohnhäuser hinter dem aufgeschütteten neuen Teil des Everstener Friedhofs.
 
Aus einem Weidenweg wurde die schön bebaute Huntemannstraße: Eine gute Tat, daß man neben all den nach altpreußischen Heerführern benannten Straßen ringsum unsere Straße nach Jan Huntemann benannte, dem Ur-Everstener Pädagogen und späteren verdienstvollen Ökonomierat und Wildeshausen und plattdeutschen Pflanzenkenner. Einige Hintergrundstücke blieben aber von Neubauten frei und wurden eine wuchernde Brombeer-Wildnis.
 
Die Tage des Ackerbaus von „Selbstversorgern" waren längst vorbei. Noch ahnte man nicht, daß man Jahrzehnte später in dieser Wildnis sein letztes Zuhause errichten sollte: einen breit nach Süden ausgerichteten Bungalow, der im Sommer von hohen Bäumen des an der Zietenstraße liegenden Pfarrgartens und des Rösler-Parks beschattet ist.



Die Ausbreitung von fünf Dienstleistungsbetrieben mit anfallendem Autoverkehr an der Tannenstraße-Rummelweg zwang uns zum Fortzug aus dem unter hohen Bäumen liegenden Eckhaus dieser einst so idyllischen Umgebung, vertraut durch die Dobbenwiese, die Dobbenteiche und das nahe Eversten Holz, das man durch die altertümliche Wichelnstraße erreichte.
 Man wurde also Neubürger im grünen Herzen Everstens, auf einem Hintergrundstück an der Huntemannstraße. Hier hat nun ein Maler und Schreiber sein Tusculum gefunden, mit dem Kiekut ins Grüne, bis hin zum abendlich angestrahlten Kirchturm der St. Ansgarikirche. 

Quelle:

Hans-Günther Zemke (Hg), "Eversten an der Schwelle zum Jahr 2000", Verlag Ernst Knoth, Melle 1999, ISBN 3-88368-310-8. Hein Bredendiek, Oldenburg