geschichte
- Erinnerungen -

Das Haus-Modell Rosenbrock


Jan Eilers

Das Haus-Modell Rosenbrock
Als Eversten noch eine selbständige Gemeinde war, gab es hauptsächlich zwei Haustypen: Zum einen ein rechteckiges Gebäude, aufgeteilt in zwei Hälften für zwei Familien, mit spitzem Dach. An den beiden Enden, rechtwinklig dazu je ein Stall-Anbau, auch mit spitzem Dach, aber tiefer. Nach und nach kam ein anderes Haus-Modell dazu, das Modell Rosenbrock des gleichnamigen Baumeisters vom Prinzessinweg. Für die damalige Zeit ein sehr moderner Entwurf; damals sagte man dazu „Grooden Kasten" oder sogar „Palast". Der Preis: Schwindelerregende 7800,- Goldmark.

Das Haus war doppelt bis dreimal so hoch wie die übrigen Häuser, denn die beiden Familien wohnten in zwei Etagen übereinander. Darüber war noch ein hoher Boden für Torf und Heu. Torf war das übliche Brennmaterial, und das Heu wurde gebraucht für die Ziege. Weil es also ein bißchen brenzlich über dem Kopf war, blieb man nachts beim Gewitter nicht im Bett; man stand auf und hatte die wichtigsten Familien-Papiere in der Hand. Torf und Heu wurden mit einer „Takel" (Seil und Rolle) durch das Bodenfenster getakelt. Das Dach war ein Mansardendach, war also geknickt. Die untere Hälfte war steiler als die obere. Der Vorteil: Weniger Schrägen in den Obergeschoß-Räumen. An das Hauptgebäude war ein Stallgebäude angesetzt. Niedriger, aber auch mit spitzem Dach. Die Löhne und Gehälter waren damals so gering, daß man ohne etwas Landwirtschaft nicht existieren konnte.

Vorne zur Straße waren die große Stube und die kleine Stube. Die große Stube hatte einen Erker-Ausbau, so daß man mehr Platz hatte; dafür hatte man im Obergeschoß einen Balkon. An der Westseite war die Haustür, die aber immer zugeschlossen war und selten gebraucht wurde. Man ging durch die Stalltür, die immer offen war, oft auch nachts. Der Hausflur war mit Terrazzo ausgelegt; vom Flur ging es zu den einzelnen Räumen und in den Keller. Dieser war wichtig wegen der Kartoffeln und dem Eingemachten. Nach der großen Stube kam an der Ostseite die kleine Kammer und dann die große Schlafkammer; die Küche war auf der Westseite. Bei klarem Wetter hatte man also morgens beim Aufstehen Sonnenschein, nachmittags beim Teetrinken auch wieder.

Quelle:

Hans-Günther Zemke (Hg), "Eversten an der Schwelle zum Jahr 2000", Verlag Ernst Knoth, Melle 1999, ISBN 3-88368-310-8.
Jan Eilers, Oldenburg