geschichte
- Erinnerungen -

Der Zollbaum in Eversten


Hans-Günther Zemke

Der Zollbaum in Eversten

Der Zollbaum in Eversten (mitgeteilt von dem Schmied Teebken in Eversten) Früher standen an größeren Verkehrsstraßen Zollbäume, auch Schlag- oder Chausseebäume genannt. Sie wurden meistbietend an Interessenten, meist Gastwirte, vergeben.

Im eigentlichen Eversten standen früher zwei Zollbäume, einer an der Hauptstraße bei Holze (Wirtschaft zur Tabkenburg) und einer am Prinzessinweg bei Posner (Ecke Blücherstraße, jetzt Gneisenaustraße). Am Tage waren diese Zollbäume stets geöffnet, abends aber geschlossen. Jeder, der unter dem Zollbaum durchfuhr, mußte Zoll bezahlen, und jeder wußte auch, wieviel er zu bezahlen hatte, außerdem paßte der Wirt auch vom Fenster aus auf, denn er mußte doch mindestens die Pacht heraus haben.

So kostete:

  1. Ein Gespann mit zwei Wagen 0,15 M
  2. Ein Gespann mit einem Wagen 0,12 M
  3. Ein Pferd mit zwei Wagen 0,10 M
  4. Ein Pferd mit einem Wagen 0,08 M
  5. Ein Pferd durchziehen 0,06 M
  6. Eine Kuh durchziehen 0,03 M
  7. Eine Kuh durchtreiben war frei.

Die meisten ortsansässigen Fuhrunternehmer und Bauern hatten einen Jahresabschluß, der je nach Häufigkeit der Straßenbenutzung auch verschieden war, denn das zeitraubende Anhalten beim Zollbaum war ihnen zu lästig, außerdem mochten sie nicht wegen des geringen Betrages die Wirtschaft betreten, weil sie dann anstandshalber auch einen Schnaps oder ein Glas Bier tranken. Durch die Einführung der Wegeumlage oder Wegesteuer verloren die Zollbäume ihre Bedeutung.

Gestanden haben sie noch bis zum Weltkrieg 1914-1918. Bei Ausbruch des Krieges traten sie zum letztenmal in Tätigkeit. Im August 1914 waren sie für 2 bis 3 Wochen heruntergezogen und von Altveteranen bewacht. Man befürchtete nämlich, daß einige vermögende Menschen ihre Geldwerte in Autos über die Grenze bringen würden. Sie sollten dann durch die herabgelassenen Zollbäume an der Weiterfahrt behindert und genau durchsucht werden. In Eversten ist aber niemand gefaßt worden.

Quelle:

Bürgerverein Eversten, "50 Jahre Eversten", Oldenburg. Mitgeteilt von de Schmied Teebken in Eversten.