geschichte
- Geschichtliche Entwicklung des Stadtteils Eversten -

Das Schulwesen in Eversten


Karl Wieting und Manfred Cordes

Das Schulwesen in Eversten
Die „Chronik der Schule außerm Eversten Thor", in den 20er Jahren vom damaligen Lehrer und späteren Rektor an der Knabenschule, Carl Hartjen, aus alten Akten zusammengestellt, gibt uns ein eindrucksvolles Bild von den Anfängen und der Entwicklung des Schulwesens.

Am 30. Januar 1745 bitten Einwohner der Gegend außer dem Eversten Thor in einer Resolution an den Dänenkönig um Ausweisung eines Platzes zur Anlegung einer Schule im Eversten. In der Begründung wird aufgeführt, daß sich die Bevölkerung sehr vermehrt habe, die Anzahl der Kinder sehr gewachsen sei, und diese besonders zur Winterzeit, da die Tage kurz, die Stadttore spät geöffnet und früh geschlossen würden, nicht füglich zur Stadt kommen könnten. Dem Antrag wird stattgegeben. „Es soll der noch unausgewiesene Theil vom sogenannten Dannen-Camp ... zur Anlegung des Schulhauses und Einrichtung des Kohlhofes und Camps für den zu bestellenden Schulmeister... geschenkt, ...und von allen Abgiften befreyet sein." Das erforderliche Geld wird durch eine Sammlung aufgebracht, das Haus in Form eines Bauernhauses für 232 Reichstaler und 48 Grote erbaut und 1746 eingeweiht. Zwei Schuljurate, Eingesessene aus Eversten, haben die Verwaltung. Es ist eine Neben- oder Bauernschule, die von den Interessenten erhalten werden muß, deren Rechnungen aber von der Kammer überprüft werden. Für das pro Schüler zu zahlende Schulgeld wird Lesen und Schreiben gelehrt. Wer im Rechnen unterrichtet werden will, hat dafür zu bezahlen.

Von 1813 bis 1834 wächst die Zahl der Schüler von 150 auf 230. 1835 wird daher ein zweiter Klassenraum angebaut und ein Hilfslehrer eingestellt. 1854 stellt das Oberschulkollegium eine Überfüllung der Klassen fest. In der einen Klasse befinden sich 167, in der anderen 145 Schüler. Eine 3. Klasse muß eingerichtet werden. 1855 wird ein Lokal bei dem Pächter Arnken auf dem Haakeschen Hof an der jetzigen Hundsmühler Straße gefunden. Für diese Klasse wird 1858 am Hogenkamp die Schule Süd-Eversten gebaut. (Ab 1870 Schulacht Hundsmühlen.)

Da das alte Gebäude an der Hauptstraße baufällig ist, Regen und Wind überall Einlaß finden, wird nach manchem Hin und Her 1872 ein neues Schulhaus mit drei Klassen gebaut. 1886 brennt es bis auf die Grundmauern nieder. Während die Klassen im Odeon an der Wienstraße unterrichtet werden, wird der Neubau als 4-klassige Schule für die zu dieser Zeit 327 Schulpflichtigen errichtet. Bedingt durch den starken Anbau in Eversten wächst die Bevölkerung stetig. 1893 stellt das Oberschulkollegium wieder eine Überfüilung der Klassen fest, Für den Westen wird daher 1894 an der Ecke Lerigauweg - Edewechter Landstraße die Schule Eversten B gebaut. Das reicht aber nur kurze Zeit. 1902 entsteht neben der alten Schule Eversten A ein weiterer Neubau mit 4 Klassen. Eversten A ist damit 8-klassig. 1909/10 folgt als weiterer Schulbau Eversten C am Staakenweg.

Reichten die Räumlichkeiten in diesen Gebäuden nach Um- und Anbauten bis zum 2. Weltkrieg aus, so bringt die Nachkriegszeit mit Bevölkerungswachstum und Ausbau viele Probleme. Die Hermann-Ehlers-Schule wird gebaut, die Schule am Staakenweg laufend erweitert. Am Lerigauweg entsteht eine katholische Volksschule.

Entsprechend sieht es im benachbarten Ortsteil Bloherfeide aus. Die 1831 erbaute Schule muß ausgebaut werden und reicht auch dann kaum aus. Zwischen den Ortsteilen und für sie, beiderseits des Zuggrabens der Wasserlöse, liegt heute das Schulzentrum Eversten.

Das Luftbild, aus dem der nebenstehende Ausschnitt stammt, wurde im Frühling 1973 aufgenommen. Der Bildmaßstab ist etwa 1:2000.

Der schlauchförmige, 1,2 ha große Teich in der Mitte des Bildes dient nach starken Niederschlägen als Rückhaltebecken für das Oberflächenwasser aus dem Neubaugebiet. Nordwestlich des Teiches liegen die Gebäude des Gymnasiums Eversten, die - mit Ausnahme des 1969 errichteten Schulpavillons -im Jahre 1967 fertiggestellt wurden.

Ein Fußweg führt über den Teich zum eigentlichen Schulzentrum am Brandsweg, der in der unteren rechten Ecke des Bildes sichtbar ist. Der 1. Bauabschnitt des Schulzentrums (graues Dach), ein Gebäude mit einer Nutzfläche von rund 5000 qm, war zum Schulbeginn im September 1971 bezugsfertig. Damals nahm die Realschule Eversten 3, das rasch wachsende Gymnasium Eversten 16 der insgesamt 19 Klassenräume in Anspruch. Der 2. Bauabschnitt des Schulzentrums (schwarzes Dach), stand kurz vor der Fertigstellung.

Zwischen Brandsweg/Pirolweg und dem Teich liegt die ausgedehnte Baustelle der modernen Spiel- und Sporthalle, die am 10. 11. 1973 eingeweiht wurde. Sie ist eine Stahlbeton-Fertigteil-Konstruktion. Auf dem Luftbild sind die pfahlartigen Betonständer der Wände klar erkennbar. Gut auszumachen ist auch der Autokran mit seinem langen Ausleger, der bei der Montage der Betonfertigteile eingesetzt wurde. Die von Schulen und Sportvereinen schon eifrig benutzte Halle (28 x 45 m) läßt sich durch Trennvorhänge, die von der Decke herabgelassen werden, in drei Felder teilen, von denen jedes so groß ist wie eine Normalturnhalle.

Quelle:

Bürgerverein Eversten, "50 Jahre Eversten", Oldenburg. Karl Wieting und Manfred Cordes.