geschichte
- Geschichtliche Entwicklung des Stadtteils Eversten -

Die modernisierte Hauptstraße in Eversten


Dietmar Schütz

Die modernisierte Hauptstraße in Eversten Ansprache von Oberbürgermeister (2004) Dietmar Schütz zur Einweihung der neuen Hauptstraße am 30. Oktober 2004 auf dem Marktplatz Eversten
Als Bürger von Eversten freue ich mich natürlich besonders, dass ich die Gelegenheit habe, heute die neue Hauptstraße ihrer Bestimmung übergeben zu können. Mehr als ein Jahr haben Bauarbeiter, Bagger und Absperrbarken das Bild der Hauptstraße bestimmt. Dank der - auch von Ihnen, Herr Heß, erwähnten - guten Zusammenarbeit der Anlieger, der bauausführenden Firmen und der Stadtverwaltung konnten die Arbeiten früher als ursprünglich geplant abgeschlossen werden. Ein Ergebnis über das wir uns alle sicher sehr freuen. Heute ist es nun soweit: die Hauptstraße erstrahlt in neuem Glanz! Fast könnte man sagen, im alten Glanz, denn schon im 1 4. Jahrhundert gehörte der östliche Teil der Hauptstraße, zwischen Wienstraße und Marschweg, zum Privatweg der Ritterfamilie von Eversen, die als Namensgeber für den Stadtteil gelten. Und auch im 17. Jahrhundert war diese Gegend sehr adelig. Graf Anton Günther hatte dort seinen Herren-Garten anlegen lassen, wo er im Sommer mit viel Pomp und großem Gefolge Erholung suchte. In dieser Zeit entstand auch das sogenannte Hühnenfängerhaus. Dieses Haus hatte der Graf zwischen 1623 und 1639 an der Ecke Hauptstraße / Wienstraße bauen lassen.

Dort wohnte der in Diensten der Herrschaft stehende Hühnerfänger, der dafür zu sorgen hatte, dass die gräfliche Küche stets mit Geflügel und anderen Kleintieren versorgt war. Außerdem gehörte die Hege und Pflege der Vogelherde zu seinen Aufgaben, und er war auch für den arn Südrand des Eversten Holzes liegenden Fasanenkamp verantwortlich. Auch etwa ein Jahrhundert später war diese Gegend ganz dem Vergnügen gewidmet. Auf dem heutigen Grundstück Hauptstraße 25 wurde beispielsweise eine Sommerwirtschaft eingerichtet. In dieser Wirtschaft fand auch ein Ausschank statt, der allerdings in dieser Gegend zu der damaligen Zeit gar nicht zulässig war. Da in dieser Wirtschaft aber fast nur Gäste aus höheren und einflussreichen Kreisen verkehrten, wurde dies stillschweigend geduldet Später wurde die Sommerwirtschaft abgebrochen, und 1836 wurde ein neues Haus an gleicher Stelle gebaut, das sogenannte Hoyersche Landhaus. Um dem Problem mit dem unerlaubten Ausschank aus dem Weg zu gehen, wurden in dieser Zeit viele Klubgesellschaften gegründet. Zu den Klubs hatten dann jeweils nur die Mitglieder Zutritt. Es gab zum Beispiel den Mungersdorsche Club oder die Springeische Klubgesellschaft oder die Klubgesellschaft Vereinigung. Von diesen Vergnügungen fast unberührt verlief die Entwicklung im westlichen Teil der Hauptstraße, von der Autobahn bis zum Friedhof, Dort konnten sich die Menschen nur durch schwere körperliche Arbeit ansiedeln, um die ausschließlich aus Heide und Moor bestehende Landschaft urbar zu machen. Die Landwirtschaft prägte das Bild in diesem Bereich. Dieser Teil der Hauptstraße bildete zusammen mit der Eichenstraße, der Hundsmühler Straße, dem Staakenweg und anderen Nebenwegen das Dorf Eversten. Hier wurde 1745 die erste Schule gebaut, 1878 der Friedhof angelegt und 1902 die Evangelische Kirche eingeweiht. Die Entwicklung im mittleren Teil der Hauptstraße, vom Eversten Holz bis zur Autobahn, begann erst Mitte des 19. Jahrhunderts. Hauptsächlich Handwerker und Kaufleute hatten diese Gegend für ihre Niederlassung gewählt, Und daran hat sich ja auch bis heute wenig geändert.

Und eben in diesem 19, Jahrhundert begann die Eingemeindung einzelner Teile in das Gebiet der Stadt Oldenburg. Zunächst bestand westlich der Stadt Oldenburg die Landgemeinde Oldenburg. Und die hohen Herrschaften, die sich aus der Stadt heraus nördlich der Gartenstraße angesiedelt hatten, wollten nicht zu dem „geringeren Volk" der Landgemeinde gehören. Somit strebten sie eine Anbindung an die Stadt Oldenburg an, was ihnen auch 1833 gelang. Das Gebiet zwischen Theaterwall, Marschweg, Eversten Holz und Prinzessinweg bis zur Haaren wurde zur „Vorstadt" erklärt. 1851 wurde von der Stadt Oldenburg ein erneuter Versuch gemacht, weitere Gebiete aus der Landgemeinde Oldenburg einzugemeinden. Dieser scheiterte jedoch an der Regierung, die 1855 diesen Wunsch nicht in die Gemeindeordnung mit aufgenommen hatte. Die Landgemeinde Oldenburg wurde dann 1897 jedoch aufgeteilt in die Gemeinde Ohmstede und in die Gemeinde Eversten. Diese Gemeinde Eversten hatte bis 1924 Bestand. Wobei die damalige Gemeinde nicht gleichzusetzen ist mit dem heutigen Stadtteil Eversten, Die Gemeinde reichte im Westen bis zum heutigen Ofen. 1923 wurde dann zwischen der Gemeinde Eversten und der Stadt Oldenburg ein Vertrag über die Eingemeindung geschlossen. Dieser Vertrag ging auf die Initiative von Dr. Theodor Goerlitz, den damaligen Oberbürgermeister, zurück. Gegen diesen Vertrag hatte der Landtag große Bedenken. Denn wenn dieser Vertrag so umgesetzt worden wäre, wäre die Stadt Oldenburg nach Berlin, Rostock und Frankfurt am Main zur viertgrößten Stadt Deutschlands geworden. Das war damals offensichtlich zuviel, obwohl wir dies heute gerne hätten. Also beschlossener Landtag am 01.08.1924 die Teilung der Gemeinde Eversten. Der westliche Teil wurde zur heutigen Gemeinde Ofen zugehörig, und der östliche Teil wurde mit der Stadt Oldenburg vereint und ist seitdem der Stadtteil Eversten, Somit konnte auch in diesem Jahr das 80jährige Bestehen des Stadtteils mit der Einweihung des neuen Marktplatzes gefeiert werden. Sie merken, die Hauptstraße hat in ihrer Vergangenheit schon viel gesehen und erlebt. Und ich hoffe, sie wird in Zukunft diese aktive und pulsierende Art beibehalten. Ich wünsche Ihnen, liebe Kaufleute der Hauptstraße, weiterhin alles Gute und viel Erfolg bei Ihren geschäftlichen Aktivitäten. Den Bürgern von Eversten wünsche ich, dass sie Ihre Hauptstraße so wie bisher nutzen, pflegen und wertschätzen. Denn davon lebt ein Stadtteil und eine Geschäftsstraße.

Quelle:

Hans-Günther Zemke (Hg), "Eversten - Oldenburger Ansichten", Verlag Isensee, Oldenburg. ISBN 3-89995-197-2. Dietmar Schütz