geschichte
- Geschichtliche Entwicklung des Stadtteils Eversten -

Einweihung des neuen Marktplatzes in Eversten


Dietmar Schütz

Einweihung des neuen Marktplates in Eversten Ansprache von Oberbürgermeister Dietmar Schütz am 28. August 2004
Ich freue mich sehr, dass wir heute gemeinsam den 80. Geburtstag des Stadtteils feiern und gleichzeitig den neu gestalteten Marktplatz einweihen können. Also ein Anlass zu doppelter Freude. Ein großer und freudiger Tag sicher auch für den Bürgerverein Eversten und für seine aktiven und engagierten Mitglieder. Denn ohne Ihren unermüdlichen Einsatz würden wir heute wahrscheinlich nicht hier stehen und dieses Ereignis feiern können. An dieser Stelle dafür schon einmal ein herzliches Dankeschön an Sie alle. Aber natürlich schlage ich auch auf unsere Schultern, denn wenn wir nicht offen gewesen wären für ihre Wünsche, wenn ich nicht den Ausbau der Hauptstraße genutzt hatte, um noch im Nachhinein den Marktplatz in die Maßnahme mit zu integrieren, hätten wir heute nur den Anlass, „80 Jahre Eversten- bei Oldenburg", aber nicht „Einweihung des neuen Marktplatzes" feiern können. Also denke ich, auch die Stadt Oldenburg hat sich für den neuen Marktplatz recht positiv engagiert. Am 18. Mai 2004 haben wir mit den Bauarbeiten begonnen und schon 2 1/2 Monate spater waren sie abgeschlossen. Ich halte diese Maßnahme auch aus gesamtstädtischer Sicht für sehr angezeigt und auch erforderlich, Wir brauchen eine Identifikation und Stärkung der Nebenzentren, nicht zuletzt um die Stärkung des Kernzentrums, der Innenstadt auch von den Radien aus mit zu tragen. Wir wollen nicht die Stadtteile zulasten des Zentrums vernachlässigen, genauso wie die Nebenzentren nur definiert sein können, wenn es ein starkes Kernzentrum gibt. Wirklicher Anlass unseres Treffens war aber eigentlich, dass am 01. August 2004 Eversten 80 Jahre bei Oldenburg ist. Dieses Datum haben wir genutzt, um etwas Gutes für Eversten zu tun und um denjenigen zu feiern, der dies alles veranlasst hat, nämlich den Oberbürgermeister Dr. Goerlitz, einer meiner großen Vorgänger. Dies wollen wir vor allem heute Nachmittag bei der Einweihung seiner Büste auf dem Marktplatz tun, wozu ich sie herzlich einlade. 80 Jahre Stadtteil Eversten ist auch ein guter Anlass, um einmal zurück zu schauen und zu fragen, wieso heißt Eversten eigentlich Eversten, wieso gehört dieser Stadtteil erst seit 80 Jahren zur Stadt Oldenburg, die doch schon über 650 Jahre alt ist und was ist eigentlich das Besondere an Eversten? Ich werde versuchen, Ihnen diese Fragen zu beantworten, Wobei ich ehrlich sagen muss, ganz allein hätte ich das nicht gekonnt. Aber zum Glück hatte ich mit den Urgesteinen aus Eversten, Herrn Bredehorn und Herrn Zemke, und ihren Büchern kompetente Hilfe.

Der Name Eversten kommt sehr wahrscheinlich von der Ritterfamilie „von Eversen", die sich bereits um 1200 hier angesiedelt hatte. Genauer gesagt hatte die Familie sich in dem Gebiet unterhalb der Haaren und westlich vom Zusammentreffen zwischen Hunte und Haaren niedergelassen. Allerdings war diese Gegend damals nicht so einladend wie heute, eher im Gegenteil: es war kaum zugängliches Moor. Aber genau das Richtige für den Sitz einer Ritterfamilie. Für damalige Verhältnisse hatte die Familie ein recht gutes Auskommen, denn das Verhältnis zum Grafenhaus war sehr gut, was sich jedoch ab ca. 1400 langsam änderte. So wechselte das jetzige Eversten Holz und das damalige „Haber-iand", das Gebiet des heutigen Schloßgartens, in den ausschließlichen Besitz der Herrschaft über. Und bis ungefähr 1500 war aus der Ritterfamilie eine normale Bürgerfarnilie geworden und der Name „von Eversen" taucht ab da nicht mehr auf. Dafür erscheint 1375 zum ersten Mal die Ortsbezeichnung in einer Urkunde, Damals verkaufte der Knappe Markus von Everse der Stadt Oldenburg nämlich die Haarenmühle, heute östlich der Aral-Tankstelle am Westkreuz. In der Urkunde heißt es, dass auch das Mähen von Plaggen und Heide in der „Everzer Marke" mitverkauft werde. Nach 1500 musste aus Sicherheitsgründen die Westseite der Stadt Oldenburg befestigt werden, Dabei entstand das Eversten Tor, heute etwa die Kreuzung Theaterwall/Garten-straße. Und damit wurde das gesamte Gebiet westlich des Tores dann als „Vor dem Eversten Thor" bezeichnet. Erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurde „Eversten" als Ortsname ohne weiteren Zusatz verwendet. Und eben in diesem 19. Jahrhundert begann die Eingemeindung einzelner Teile in das Gebiet der Stadt Oldenburg. Zunächst bestand westlich der Stadt Oldenburg die Landgemeinde Oldenburg. Und die hohen Herrschaften, die sich aus der Stadt heraus nördlich der Gartenstraße angesiedelt hatten, wollten nicht zu dem „geringeren Volk" der Landgemeinde gehören. Somit strebten sie eine Anbindung an die Stadt Oldenburg an, was ihnen auch 1833 gelang. Das Gebiet zwischen Theaterwall, Marschweg, Eversten Holz und Prinzessinweg bis zur Haaren wurden zur „Vorstadt" erklärt. 1851 wurde von der Stadt Oldenburg ein erneuter Versuch gemacht, weitere Gebtete aus der Landgemeinde Oldenburg einzugemeinden. Dieser scheiterte jedoch an der Regierung, die 1855 diesen Wunsch nicht in die Gerneindeordnung mit aufgenommen hatte. Die Landgemeinde Oldenburg wurde dann 1897jedoch aufgeteilt in die Gemeinde Ohmstede und in die Gemeinde Eversten. Diese Gemeinde Eversten hatte bis 1924 Bestand. Wobei die damalige Gemeinde nicht gleichzusetzen ist mit dem heutigen Stadtteil Eversten. Die Gemeinde reichte im Westen bis zum heutigen Ofen. 1923 wurde dann zwischen der Gemeinde Eversten und der Stadt Oldenburg ein Vertrag über die Eingemeindung geschlossen. Dieser Vertrag ging auf die Initiative von Theodor Goerlitz zurück. Es ist einer der Gründe, warum wir ihn heute ehren. Nun aber zurück zur Eingemeindung Everstens. Gegen diesen Vertrag hatte der Landtag große Bedenken. Denn wenn dieser Vertrag so umgesetzt worden wäre, wäre die Stadt Oldenburg nach Berlin, Rostock und Frankfurt am Main zu der viertgrößten Stadt Deutschlands geworden, Das war damals offensichtlich zu viel, obwohl wir dies heute gerne hätten. Also beschlossder Landtag am 01.08.1924 die Teilung der Gemeinde Eversten. Der westliche Teil wurde zur heutigen Gemeinde Ofen und der östliche Teil wurde mit der Stadt Oldenburg vereint und ist seitdem der Stadtteil Eversten. Eine spannende und wechselhafte Geschichte, die Eversten seit der ersten urkundlichen Erwähnung 1375 erfahren hat. Ganz so wechselvoll ist die Entwicklung, die der Marktplatz genommen hat, nicht. Die große Bedeutung, die er heute für die Bürgerinnen und Bürger von Eversten hat, hat dieser Platz früher nicht gehabt. Zunächst gehörte der Platz als Hoffläche zu dem so genannten „Hühnerfängerhaus". Dieses Haus hatte Graf Anton Günther zwischen 1623 und 1639 bauen lassen. Dort wohnte der in Diensten der Herrschaft stehende Hühnerfänger, der dafür zu sorgen hatte, dass die gräfliche Küche stets mit Geflügel und anderen Kleintieren versorgtwar. Außerdem gehörte die Hege und Pf lege der Vogelherde zu seinen Aufgaben und er war auch für den am Südrand des Eversten Holzes liegenden Fasanenkamp verantwortlich. Belebt wurde dieser Platz damals nur noch von Fußgängern, Reitern und Pferdefuhrwerken, die den Weg vom Eversten Tor über diesen Platz zu ihren Gärten und weiter nach Ofen und Wehnen wählten. Ansonsten wurde dieser Platz eher gemieden. Denn die normale Bevölkerung lebte damals westlich der heutigen Autobahn und das Gebiet- rund um das Eversten Holz wurde fast ausschließlich von den Leuten aus der Stadt beherrscht, die hier in Gaststätten, Clubs und Sommergarten ihre Vergnügungen suchten, Die Verbindung zwischen beiden Teilen, die heutige Hauptstraße, wurde erst Ende des 19. Jahrhunderts gebaut. So dass ab da erst der Stadtteil richtig zusammenwachsen konnte, Den Brunnen gab es auch schon zu Zeiten des gräflichen Hühnerfängerhauses, wenn auch nicht an genau dieser Stelle. 1850 wurde er erneuert und 1859 mit einer Pumpe versehen. Aber auch dieser Brunnen wurde ersetzt, und zwar nach 1913 durch den damaligen „Verschönerungsverein Eversten", allerdings nur zur Zierde des Platzes.

Von langer Dauer schien der Brunnen jedoch nicht zu sein. Schon 1924 wurde überlegt, ihn wieder zu beseitigen, da er in einem schlechten baulichen Zustand war und dem „Verschönerungsverein" die Mittel für eine Reparatur fehlten. Der Stadtmagistrat zeigte sich damals großzügig und übernahm die Kosten für die Wiederherstellung, so dass wir ihn heute noch bewundern können. Aber es fließt kein Wasser. Vielleicht gäbe esja auch noch einen Sponsor, der sagt: "Es fließe Wasser," Gleichwohl erstrahlt der Marktplatz nun im neuen Glanz. Statt als ausschließliche Parkfläche wie bisher, kannerjetzt auch für unterschiedlichste Aktivitäten, wie zum Beispiel Markte und Feste genutzt werden. Ich finde, er macht optisch durch das hochkant verlegte Klinkerpflaster einen sehr harmonischen und einladenden Eindruck. Ein wirkliches Schmuckstück für Eversten.

Eine eingangs erwähnte Frage habe ich noch nicht beantwortet: „Was ist nun eigentlich das Besondere an Eversten?" Ich glaube, es ist die Mischung, Die gelungene Mischung aus vielen Grünflächen, aus leistungsfähigen und engagierten Geschäften, einer angenehmen Wohngegend, der günstigen Verkehrslage und den dazugehörigen Menschen. All das macht den Stadtteil zu einem attraktiven und liebenswerten Stadtteil, in dem sich gut leben lässt. Und ich weiß, wovon ich spreche! Leider konnten wir Christo nicht dafür gewinnen, den gesamten Marktplatz zu verhüllen, um ihn dann feierlich zur Einweihung wieder zu enthüllen. Also werde ich jetzt statt des ganzen Marktplatzes nur einen Grundstein enthüllen. Dieser Sandstein stammt vermutlich aus dem Mauerwerk des 1839 gegenüber des Alten Rathauses von Eversten errichteten Saals des „ODEON", der späteren „Parklichtspiele". Bevor ich das aber tue, will ich meinen ausdrücklichen Dank an die bauausführende Arbeitsgemeinschaft Oetken, Schröder und Sohn und Stefen richten. Durch die schnelle und gute Ausführung der Bauarbeiten, konnten die Behinderungen so gering wie möglich gehalten werden. Trotzdem kam es natürlich zu Behinderungen, Und darum auch an die Anlieger meinen Dank, dass sie dafür Verständnis hatten.

Auf dem neuen Marktplatz Eversten (Hauptstraße/Ecke Wienstraße) klärt eine am Eingang zum Eversten Holz stehende Info-Tafel mit Texten von Eversten-Chronist Georg Bredehorn wie folgt auf:

Bereits 1639 wurde nachweislich das erste Haus an der Hauptstraße von Eversten errichtet. Es stand an der Ecke Wienstr./Hauptstr, und war das der Herrschaft gehörende „Hühnerfängerhaus". Hier wohnte der in Diensten der Herrschaft stehende Hühnerfänger, der als Waldhüter dafür zu sorgen hatte, daß die gräfliche Küche immer ausreichend mit Rebhühnern, Fasanen, Tauben und anderem Federwild versorgt war. Das heutige Gebäude stammt aus der Zeit um 1842.

  • Das Haus Wienstr. 4, das 1686 als Fachwerkgebäude errichtet wurde, ist das älteste Gebäude von Eversten, Es wurde gebaut von dem Regierungsrat Putkum.
  • Die Wienstraße gehört mit der von hier aus zur Stadt führenden Hauptstraße zu den ältesten Straßen in Eversten.
  • Die Pfeiler im Eingangsbereich des Eversten Holzes sind die Reste des ehemaligen Eversten Tores, das zuvor als Stadttor an der Gartenstraße an der Grenze zur Gemeinde Eversten stand. Nur wenige Schritte von den Pfeilern des Eversten Tores entfernt, stehen die ältesten Bäume in der Stadt Oldenburg. Die Eichen sind vermutlich fast 400 Jahre alt.
  • Die klassizistische Villa Hauptstr. 19 wurde von dem Architekten Heinrich Strack 1836/37 für den Ratsherrn Hegeier errichtet. Das Gebäude ist 1877 von dem Hofbaumeister Gerhard Schnittger umgebaut und mit einem Portikus mit Dreieckgiebeln über toskanischen Säulen und Pfeilern ausgestattet worden. Eine zweite ähnlich gestaltete klassizistische Villa, ebenfalls 1836/37 von Heinrich Strack errichtet das sogenannte Hoyersche Landhaus, wurde 1973 abgebrochen. Es stand an der Hauptstraße 25.
  • Der Brunnen wurde um 1913 vom Verschönerungsverein Eversten zur Zierde des Dorfplatzes errichtet. Die Urne an der Spitze des Sandsteinblocks, vermutlich auch der übrige Teil des Brunnen, stammten von dem bis 1953 in Eversten an der Wienstraße wohnenden Bildhauer Gökes. Die vier Sandsteinplatten wurden aber erst 1925 beschriftet. Vorher hatte die Stadt das bereits abbruchfällige Bauwerk restaurieren lassen.

Quelle:

Hans-Günther Zemke (Hg), "Eversten - Oldenburger Ansichten", Verlag Isensee, Oldenburg. ISBN 3-89995-197-2. Dietmar Schütz