geschichte
- Geschichtliche Entwicklung des Stadtteils Eversten -

Der goldborstige EBER auf dem Marktplatz Eversten


Rainer Zemke

Der goldborstige EBER auf dem Marktplatz Eversten
Wer von Oldenburgs City über die historische Gartenstraße nach Eversten gelangt, wird hierauf nicht kunstvoll hingewiesen. Umso mehr ist es begrüßenswert, das die VWG-Linienbusse auf den neuen Marktplatz Eversten aufmerksam machen, gut hörbar, optisch etwas zu knapp. Haben Passanten den Marktplatz am Eversten Holz erreicht, werden sie künftig von einem bekannten Tier begrüßt, das Bürger schnell und ohne größere geistige Qualen zoologisch richtig erkennen sollten: Von einem EBER (Keiler, männlichen Wildschwein mit Hauer und Borsten) in seinem markanten äußeren Erscheinungsbild. Die Bürger/innen, deren Aufmerksamkeit nicht gerade durch eigene Überlegungen z.B. zu Bankdienstleistungen im neuen LzO-Eversten-Gebäude, zu Einkäufen auf dem „Wochenmarkt" oder in Geschäften der Hauptstraße voll in Anspruch genommen wird, werden im Vorbeigehen oder Vorbeifahren wahrscheinlich von selbst darauf kommen, daß das neue EBER-Kunstwerk nicht von ungefähr hier steht, sondern einen historischen Bezug zu Eversten herstellt.

Ziehen Bürger/innen das Ehrenmitglied des Bürgervereins, den Historiker Georg Bredehorn, zu Rate, erhalten sie über die Geschichte des EBERS von Eversten (Everse) eindeutigen Aufschluß; sein Werk „Eversten von 1200 bis ins 20. Jahrhundert" verdient es, auch durch den EBER den Neu- und Altbürgern in Eversten näher gebracht zu werden.

Wie ist es jetzt zum goldborstigen EBER auf dem Marktplatz Eversten gekommen? Es hat sich ja stets bei öffentlichen und privaten Bauten, z.B. auch in GSG-Wohnquartieren Everstens, die Frage nach schmückenden Kunstwerken gestellt. So erging es auch dem neugestalteten Marktplatz am Eversten Holz. Es gab fast heiße Debatten um einen ersten Vorschlag, den vielstrapazierten BRUNNEN mit einem Wasserspiel auszurüsten, obgleich dieses Bauwerk vor dem früheren Everstener Rathaus (mit wechselvoller Geschichte) seit seinem Bestehen noch nie mit einer Wasserleitung verbunden war. Vernünftigerweise wird inzwischen nur noch eine wesentlich kostengünstigere Sanierung für notwendig gehalten. Der Brunnen lässt sich blumengeschmückt gut ansehen, auch von den neuen Sitzbänken aus, die der Bürgerverein und die Stadt auf dem Marktplatz haben aufstellen lassen.

Aber das weitere Nachdenken über eine zusätzliche Bereicherung und Verschönerung des Marktplatzes ist in der Tat erfolgreich gewesen, denn es fanden offensichtlich in manchen Diskutanten-Köpfen winzige Molekularveränderungen statt und verwandelten sich in die Idee, auf dem Marktplatz ein EBER-Kunstwerk aufzustellen. So kam es zur Intention des Bürgervereins, ein solches Kunstwerk gestalten und schaffen zu lassen, ein in Bronze gegossenen EBER, der von der Landessparkasse zu Oldenburg finanziell gefördert, in einer Feierstunde am 17. November 2005 vom Bürgerverein an die Stadt Oldenburg und Oberbürgermeister Dietmar Schütz offiziell „übergeben" wurde. Der Everstener Künstler und Architekt Gerhard Brüning hat den EBER konzipiert und in mühevoller Modellarbeit entstehen und durch die Kunstgusswerkstatt Harms, Oldenburg, in Bronze herstellen lassen. Mit Freude sollte festgestellt werden, daß Brünings Kunstwerk ebenso wie sein „Korntrinker" vor dem Etzhorner Krug ansehnlich gelungen ist. Es wäre aber wohl vermessen, diesen Bronze-EBER in einen Vergleich zu anderen „bedeutenden" Kunstwerken der Stadt bringen zu wollen. Wegen mancher, gar nicht immer „heiterer Geschichten" — u.a. zu den „kämpfenden Böcken" im Gerichtsviertel - sollten wir Bürger es für zeitgemäßer hinnehmen, wenn auch der Everstener EBER (vielleicht der „Eberli"?) zu einem öffentlichen „Thema" würde, denn was wird heutzutage nicht alles diskutiert, ohne Ansehung von Sachverstand und öffentlicher Bedeutung. Ein sachliches Zitat möge schon mal mit der Genehmigung des Oberbürgermeisters in Erinnerung gebracht werden. Dietmar Schütz schrieb 1999: „Der EBER steht für den kraftvollen und robusten Durchsetzungswillen der Everstener zum Wohle der Stadt".

Dank dieser Feststellung schaffte der OB mit seinem Rat und seiner Verwaltung den neuen „Marktplatz Eversten" am Eversten Holz als besonders geeigneten Standort für den Bronze-EBER, dem zu wünschen ist, daß er in seiner stillen, metallenen Unschuld die Öffentlichkeit - vor allem auch Eltern mit ihren Kindern - erfreut und zum weiteren Nachdenken über den Wert dieser schönen Heimat Eversten anregt. Allen Beteiligten sei für dieses Kunstwerk herzlich Dank gesagt, insbesondere dem Dipl.-Ing. Gerhard Brüning, der Firma Harms, der Stadt Oldenburg, dem Bürgerverein und allen voran dem Everstener Bürger und langjährigen erfolgreichen LzO-Vorstandsvorsitzenden Dipl.-Kfm. Wilfried Barnstedt.

Quelle:

Rainer Zemke, Der Oldenburger Bürger, Dezember 2005