geschichte
- Geschichtliche Entwicklung des Stadtteils Eversten -

Am Anfang stand die Bettelpredigt


Martin Rolfes

St. Willehad - eine Gemeinde im Wandel der Zeit
In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg fanden Tausende von Flüchtlingen und Vertriebenen aus dem Osten in Oldenburg eine neue Heimat. Mit ihnen stieg die Zahl der Katholiken sehr rasch an. Eine seelsorgliche Neuorientierung und Planung auch im Stadtwesten war unumgänglich. Die Mutterkirche St. Peter, zu der das jetzige Pfarrgebiet von St. Willehad damals noch gehörte, sah sich gezwungen, Gottesdienste auch in den Außenbezirken der Stadt abzuhalten. Die evangelische Gesamt-Kirchengemeinde Eversten stellte den Katholiken für diese Zwecke ihre Friedhofskapelle zur Verfügung. Hier wuchs ab Frühjahr 1947 eine junge Gemeinschaft heran, die als Keimzelle von St. Willehad gelten darf.

Der verständliche Wunsch nach einem eigenen Gotteshaus führte im Januar 1953 zur Konstituierung des Katholischen Bauverein Eversten. Dechant Buken gelang es, an der Ecke Eichenstraße/Brandsweg ein Grundstück zu erwerben. Bald nahmen die Pläne für den Bau von Kirche und Pfarrhaus, verbunden durch einen Zwischentrakt für den späteren Schwesternkonvent, Gestalt an. Die geschätzten Baukosten beliefen sich auf ca. 250 000 DM, zum Teil finanziert durch Zuwendungen des Bischöflichen Offizialats in Vechta, des Bonifatiusvereins Münster und Paderborn und eine Partnerschaftsspende der KAB Münster. Etwa 160 000 DM waren anderweitig aufzubringen. 3000 Bettelbriefe wurden versandt.



Ein Jahr lang war Vikar Bernhard Enneking mit seinem Motorrad in katholischen Kirchengemeinden bis hin zum Niederrhein unterwegs. In sonntäglichen bis zu acht Bettelpredigten erbat er eine finanzielle Unterstützung der jungen Diasporagemeinde. Kollekten und zahllose weitere Spenden schlössen die Deckungslücke. Im November 1954 begannen die Bauarbeiten unter tatkräftiger Mithilfe vieler Gemeindemitglieder. Ein Jahr später, am 27. November 1955, übergab Weihbischof Baaken das Gotteshaus der Gemeinde in einem feierlichen Levitenamt.

Der erste Pfarrektor war Ewald Bein, zuvor Kaplan in Visbek. In seine gut dreijährige Amtszeit in St. Willehad fällt die Geburtsstunde des heutigen Kindergartens. Auf einem in unmittelbarer Nachbarschaft zur Kirche gelegenen früheren Fabrikgelände entstanden erste noch sehr bescheidene Kindergartenräume. Nachfolger von Ewald Bein war im April 1959 Pfarrektor Walter Drees, bis dahin Kaplan an St. Marien in Delmenhorst. Nach der Erhebung der Rektorratsgemeinde zur selbständigen Pfarrei am 1. Januar 1963 wurde er erster Pfarrer von St. Willehad.

Mit unerschöpflicher Tatkraft und mitreißender Begeisterung machte Pfarrer Drees den weiteren Aufbau seiner Gemeinde zum Mittelpunkt seines segensreichen Wirkens. Schon im August 1959 hatten drei Ordensschwestern aus Münster in St. Willehad Einzug gehalten. Bis zur Auflösung ihres Konvents Ende 1997 waren sie als Leiterin des Kindergartens, in der Krankenfürsorge, als Pastoralreferentin und im Küsterdienst tragende und prägende Mitgestalter des Gemeindelebens. Eine Pfarrbücherei gibt es seit 1958. Sie erfreut sich noch heute wegen ihres großartigen Angebots an Unterhaltungsliteratur, Sachbüchern, Spielen, Tonkassetten, CD's und Videos großen Zuspruchs. Die dringend notwendige Erweiterung und Modernisierung des Kindergartens konnte 1971/72 erreicht werden. Sie ging einher mit dem Bau eines Gemeindezentrums am Willehadweg, das im Herbst 1972 eingeweiht wurde. Es entwickelte sich als Begegnungsstätte zum Mittelpunkt gemeindlicher Aktivitäten.

Mehr noch als in der Entwicklung der Gemeinde nach außen gilt Pfarrer Drees in St. Willehad als Gründer und Motor einer lebendigen Glaubensgemeinschaft. Vielen ist er wegen seiner offenen, den Menschen zugewandten Wesensart und einer zum Mittun drängenden Liebenswürdigkeit, der kaum jemand widerstehen konnte, unvergessen. Er formte eine engagierte Gemeinde, deren Lebendigkeit Jung und Alt erfaßte. In vielfältigen größeren oder kleineren Gemeinschaften, aber auch in der Bereitschaft vieler einzelner Gemeindemitglieder zur Mitarbeit fand sie ihren sichtbaren Ausdruck. Vikariatszeit bzw. ihr Diakonatsjahr. Ganz untrennbar ist der Name Schwester Agatha mit St. Willehad verbunden. Seit 1979 als Pastoralreferentin tätig, hat sie das Gemeindeleben ganz entscheidend mitgeprägt. Auf vielfältige Weise und auf ganz unterschiedlichen Ebenen gab sie ein beeindruckendes Zeugnis der unermüdlichen Bereitschaft, für andere da zu sein.



Pfarrer Sandhaus kommt das besondere Verdienst zu, in Eversten eine ökumenische Bewegung in Gang gesetzt zu haben. Seit vielen Jahren beteiligen sich St. Willehad, die evangelisch-lutherischen Gemeinden Nikolai und St. Ansgar und die Baptistengemeinde an der Eichenstraße daran. In einem offenen Dialog sucht man, Gemeinsames zu entdecken und Trennendes zu überwinden. Der Ausblick in die Zukunft macht Sorgen. Auch St. Willehad ist von einschneidenden Veränderungen nicht verschont geblieben. Der Priestermangel hat dazu geführt, daß der Gemeinde seit Mitte 1998 und voraussichtlich auch künftig kein Kaplan mehr zugewiesen werden kann. Ende 1997 ordnete die Ordensleitung in Münster die Auflösung des Schwesternkonvents an. Die Ordensschwestern stehen damit für die pastorale Arbeit nicht mehr zur Verfügung. Andere Gemeinden sind in gleicherweise betroffen. Diese Entwicklung zwingt zu neuen Überlegungen. Man wird schon bald über Seelsorgeeinheiten und/oder Pfarreiengemeinschaften nachdenken müssen und neue Kooperationsmodelle zu entwickeln haben, um in jeder Gemeinde die pastoralen Grundfunktionen sicherstellen zu können. Zugleich wird es unumgänglich sein, daß noch mehr Gläubige als bisher ihre Mitverantwortung im Rahmen eines ehrenamtlichen Engagements erkennen und zu übernehmen bereit sind. Auch die Gemeinde St. Willehad steht hier vor einer großen Herausforderung. Sein allzu früher Tod im November 1983 machte schon sehr bald spürbar, was die Gemeinde ihm zu danken hat. Nachfolger im Amt des Pfarrers wurde am 30. September 1984 Eduard Sandhaus. Er stammt aus Garrel und war vor seiner Ernennung zum Pfarrer von St. Willehad als Pfarrektor in Stuhr-Moordeich tätig.

Eine rege Bautätigkeit, die den Bedürfnissen der Gemeinde Rechnung trug, kennzeichnet auch seine Amtszeit. Es begann mit dem Umbau und der Renovierung des Kindergartens im Jahre 1986. Das Gemeindezentrum, schon längst aus allen Nähten geplatzt, wurde 1988 aufgestockt und im September desselben Jahres seiner Bestimmung übergeben. Es erhielt nun den Namen Willehad-Haus. Im Januar 1989 konnte sich die Bücherei ihren Lesern mit erheblich vergrößerten Räumen und verbessertem Angebot präsentieren. Das Kirchengebäude selbst erlebte zunächst im Jahre 1994 eine Veränderung des Eingangsbereiches sowie der Sakristei und des Turmes. Im Frühjahr 1998 folgte die Neugestaltung und Renovierung des Innenraumes. Schließlich wird der alte und längst nicht mehr zeitgemäße Kindergarten noch in diesem Jahr abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden.

In all diesen Jahren stand Pfarrer Sandhaus neben der bereitwilligen Mitarbeit vieler Laien ein personell gut ausgestattetes hauptamtliches Seelsorgeteam zur Seite. Viele Kapläne und angehende Priester absolvierten hier ihre Vikariatszeit bzw. ihr Diakonatsjahr. Ganz untrennbar ist der Name Schwester Agatha mit St. Willehad verbunden. Seit 1979 als Pastoralreferentin tätig, hat sie das Gemeindeleben ganz entscheidend mitgeprägt. Auf vielfältige Weise und auf ganz unterschiedlichen Ebenen gab sie ein beeindruckendes Zeugnis der unermüdlichen Bereitschaft, für andere da zu sein.

Pfarrer Sandhaus kommt das besondere Verdienst zu, in Eversten eine ökumenischen Bewegung in Gang gesetzt zu haben. Seit vielen Jahren beteiligen sich St. Willehad, die evangelisch-lutherischen Gemeinden Nikolai und St. Ansgar und die Baptistengemeinde an der Eichenstraße daran. In einem offenen Dialog sicht man, Gemeinsames zu entdecken und Trennendes zu überwinden.

Der Ausblick in die Zukunft macht Sorgen. Auch St. Willehad ist von einschneidenden Veränderungen nicht schont geblieben. Der Priestermangel hat dazu geführt, daß der Gemeinde seit Mitte 1998 und voraussichtlich auch künftig kein Kaplan mehr zugewiesen werden kann. Ende 1997 ordnete die Ordensleitung in Münster die Auflösung des Schwesternkonvents an. Die Ordensschwestern stehen damit für die pastorale Arbeit nicht mehr zur Verfügung. Andere Gemeinden sind in gleicher Weise betroffen. Diese Entwicklung zwingt zu neuen Überlegungen. Man wird schon bald über Seelsorgeeinheiten und/oder Pfarreiengemeinschaften nachdenken müssen und neue Kooperationsmodelle zu entwickeln haben, um in jeder Gemeinde die pastoralen Grundfunktionen sicherstelle zu können. Zugleich wird es unumgänglich sein, daß noch mehr Gläubige als bisher ihre Mitverantwortung im Rahmen eines ehrenamtlichen Engagements erkennen und zu übernehmen bereit sind. Auch die Gemeinde St. Willehad steht hier vor einer großen Herausforderung.

Quelle:

Hans-Günther Zemke (Hg), "Eversten an der Schwelle zum Jahr 2000", Verlag Ernst Knoth, Melle 1999, ISBN 3-88368-310-8. Martin Rolfes, Richter, Katholische Pfarrgemeinde St. Willehad und Caritasstiftung, Oldenburg-Eversten