geschichte
- Geschichtliche Entwicklung des Stadtteils Eversten -

Die Ortsfeuerwehr Eversten - Täglich 24 Stunden im Einsatz


Heiner Beilken

Die Ortsfeuerwehr Eversten - Täglich 24 Stunden im Einsatz
Am Anfang stand die Nächsten- und Nachbarschaftshilfe, wenn es brannte, aber auch in vielen anderen Notfällen des Lebens, bis im Jahre 1852 der Staat Oldenburg eine Feuerlösch- und Rettungsordnung für die Stadt Oldenburg herausgab. Zehn Jahre später entstand aus den Reihen des OTB die erste Freiwillige Feuerwehr der Stadt Oldenburg. In den Landgemeinden wurden zu dieser Zeit Pflichtfeuerwehren eingesetzt, d.h. Männer wurden zum Feuerwehrdienst verpflichtet; erst darauf traten Freiwillige Feuerwehren auf. Aber ohne Spritzen waren sie bedeutungslos. Manche Kirchspielvogte (Vorstände der Landgemeinden) waren durchaus nicht immer der Meinung, daß sich „bei dieser weitläufigen Bebauung die Anschaffung der teuren Spritzen lohne". Die Feuerwehrleute, ob freiwillig oder dienstverpflichtet, mußten anfangs alle Wege zu Fuß oder zu Pferd bewältigen, falls sie ein Pferd hatten. Spritzen wurden mit Pferden zum Einsatzort gezogen; doch war viel Zeit mit dem Anspannen verloren gegangen.


Die Ausbildung nimmt einen Großteil der Standortausbildung ein. Nicht nur der Umgang mit technischem Gerät, sondern auch die "Erste Hilfe" muß von den Mitgliedern der Feuerwehr beherrscht werden. Das Bild zeigt die Versorgung einer "verletzten" Person während einer Einsatzübung, die kontrolliert und bewertet wurde.

Seit 1878 wählte der Gemeinderat die Spritzenführer und ihre Vertreter für die Spritzen in Eversten, Etzhorn und Ohmstede. Das Amt, also die behördliche Vertretung verpflichtete dann die Gewählten. Die Spritzen wurden jährlich kontrolliert; die Ergebnisse waren nicht immer befriedigend. So hieß es 1879 im Bericht des Sachverständigen A. Meyer in der Landgemeinde Oldenburg, daß die Everstener Spritze in einem schlechten Zustand sei. Und 1880 wurde vermerkt, daß sich die Spritze in Eversten in einem besseren Zustand als vorher befände, „doch kann putzen nicht schaden". Seit dem 1. Mai 1886 standen im Hause des Köters Würdemann in Eversten eine Feuerwehrspritze auf einem zweirädigen Handwagen und zwölf numerierte Feuereimer aus Zink zum Einsatz bereit.

Nach der Teilung der Landgemeinde Oldenburg in die Gemeinden Ohmstede und Eversten, laut Gesetz vom 15. April 1897, mußte das Feuerwehrwesen neu geordnet werden. In der neuen Gemeinde Eversten blieb eine Pflichtfeuerwehr mit Einheiten in Eversten, Bloherfelde, Ofen und später auch in Metjendorf bestehen. Die Freiwillige Feuerwehr Eversten wurde nach ihrer eigenen Satzung Teil dieser schon bestehenden Pflichtfeuerwehr.


Auch die Tradition wird bei der Feuerwehr Eversten gepflegt. Mit unserer alten Handdruckspritze wurde schon manche Festveranstaltung bereichert. Für die originalgetreue Restaurierung der Handdruckspritze wurde die Feuerwehr Eversten mehrfach gelobt und ausgezeichnet.

Die Freiwillige Feuerwehr Eversten war am 28. August 1909 gegründet worden, nachdem eine Woche zuvor zur Gründungsversammlung geladen worden war. Gründungslokal war „Holzes Wirtshaus", der heutige Schützenhof. Zum Feuerwehrhauptmann wurde Karl Ohlenbusch gewählt. Der Feuerwehr gehörten zu dieser Stunde Emil Ohlenbusch, die Gebrüder Heini und Rave Nordmann, Georg Schwarting, der Baumeister Röbken, Theo Grönemeyer, Jan Holze, Karl Behrens und die Gastwirte Schmidt und Wille an.



Ein wichtiger Termin in der Geschichte der Feuerwehr der Stadt Oldenburg und in der neunzigjährigen Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Eversten ist die Gründung einer Jugendfeuerwehr. Mit einer Feuerstunde wurde die Gründung gebührend begangen. Anwesend waren Vertreter des Rates und der Verwaltung der Stadt Oldenburg, des Niedersächsischen Landtags, der Oldenburgischen Landesbrandkasse, des Oldenburgischen Feuerwehrverbandes und natürlich der benachbarten Feuerwehren und die Vertreter der Everstener Vereine.

In den Grußworten des 1. Bürgermeisters Alfred Nehring sowie der anderen Redner wurde die positive Wirkung auf die Jugendlichen hervorgehoben: "Mit dem Aufbau einer Jugendfeuerwehr erhalten die Kinder und Jugendlichen eine echte Perspektive, wenn man bedenkt, wie viele junge Menschen auf der Straße 'herumhängen', und auch eine Alternative zu Videospielen und Medien." Geleitet wir die Jugendfeuerwehr von Jörg Bohlken und Peter Hoof; die Bereuer kommen aus den Feuerwehren Osternburg, Stadtmitte und Eversten.

Das Bild zeigt von links nach rechts: Heiner Beilken, Ortsbrandmeister Eversten; Alfred Nehring, 1. Bürgermeister; Rolf Neumeister, Sprecher der Jugendfeuerwehren im Oldenburgischen Feuerwehrverband; Hans-Martin Schutte, Stadtbaurat; Jörg Bohlken, die Mitglieder der Jugendfeuerwehr, Peter Hoof, Frau Heike Bockmann, MdL, Michael Bremer, Leiter Brand- und Katastrophenschutz; Fred Götze, Oldenburgische Landesbrandkasse, Karsten Willers, Stadtbrandmeister, Ralf Sommer, Stellv. Leiter Brand- und Katastrophenschutz.

Wurde damals um 1910 in Eversten Feueralarm gegeben, so wurden die Feuerwehrleute Christian Lücken und Theo Grönemeyer zuerst benachrichtigt. Lücken mußte - entsprechend seinem Wohnsitz - von Wöbkens Gaststätte bis zum Spritzenhaus laut blasend Alarm geben, während Grönemeyer an der Hauptstraße Feueralarm blasen mußte. Emmi Oltmanns, die Tochter des ersten Hauptmanns, erzählte: „Dann mußte Willi Fliege, der seine Kohlenhandlung an der Hauptstraße etwa gegenüber der Feststraße hatte, seine Pferde ausschirren und mit ihnen zur Antonstraße laufen, um die Feuerspritze zum Einsatzort zu bringen."

Die Pflichtfeuerwehr bestand nach 1918 offenbar nicht mehr, weil sich die Verwaltungsstrukturen geändert hatten und weil viele Mitglieder unter dem Krieg gelitten hatten. Auch die Freiwillige Feuerwehr Eversten war stark geschwächt worden. Darum forderte sie von der Gemeinde die Wiedereinführung der Pflichtfeuerwehr. Am 15. August 1919 entsprach der Gemeinderat diesem Antrag und verschickte an 75 Männern aus Eversten I bis IV einen Feuerwehrgestellungsbefehl, dem sie „unbedingt Folge zu leisten" hätten.

Heute stehen in der Stadt Oldenburg 210 Männer und Frauen aus den Ortsfeuerwehren Ohmstede, Osternburg, Haarentor, Stadt-Mitte und Eversten und 130 Männer und Frauen der Berufsfeuerwehr 24 Stunden am Tag für die Bürgerinnen und Bürger bereit. Die Ortsfeuerwehren Ofenerdiek und Eversten haben Jugendwehren als Nachwuchsorganisationen mit je 20 Jungen und Mädchen. Beschränkte sich früher die Arbeit der Feuerwehren hauptsächlich auf das Löschen von Feuer, so bestimmt heute diese Aufgabe nur noch ein Drittel der Einsätze. Die Zweidrittel befassen sich mit „Technischer Hilfeleistung". Zu den größten Einsätzen der letzten Jahre gehörte die Bekämpfung des Brandes des Alten Gymnasiums, die Einsätze während des Sturms im Juni 1998, als sich fast eine Naturkatastrophe angekündigt hatte, und der Alarm anläßlich des drohenden, aber nicht eingetretenen Deichbruchs an der Hunte im Landkreis Oldenburg. Die meisten Einsätze sind nicht so spektakulär. Die alltäglichen Unglücksfälle beeinträchtigen das Leben der Bürger viel nachhaltiger, etwa ein Dachstuhlbrand, wegen dem das ganze Haus abgerissen werden muß, Autounfälle, vornehmlich am Wochenende, über die dann am Montag in der Zeitung berichtet wird, und bei denen lieb gewordene Menschen verletzt oder getötet werden. Solche Unfälle passieren nicht, sie werden von Menschen verusacht, zum größten Teil aus Selbstüberschätzung, durch zu schnelles Fahren oder Alkohol.

Um die Vielzahl verschiedener Einsätze zu bewältigen, bedarf es fortwährender Ausbildung. Sie wird innerhalb der Stadt Oldenburg mit anderen Feuerwehren zusammen entweder in der Feuerwehrschule Loy oder in Celle und bei anderen Übungsdiensten durchgeführt. Die Ortsfeuerwehr Eversten in der Freiwilligen Feuerwehr Oldenburg umfaßt heute 28 Männer und Frauen. Für deren Einsätze stehen ein LF 8/6 für Löscheinsätze - mit 600 l Wasser an Bord - und für technische Hilfsleistung und ein RWI für technische Hilfsleistung sowie ein VW-Bus als Mannschaftstransportwagen zur Verfügung.

Quelle:

Hans-Günther Zemke (Hg), "Eversten an der Schwelle zum Jahr 2000", Verlag Ernst Knoth, Melle 1999, ISBN 3-88368-310-8. Heiner Beilken, Ortsbrandmeister, Freiwillige Feuerwehr Eversten