geschichte
- Geschichtliche Entwicklung des Stadtteils Eversten -

Der Ortslandvolkverband Eversten stellt sich den Herausforderungen des Strukturwandels in der Landwirtschaft


Dirk Boltes

Der Ortslandvolkverband Eversten stellt sich den Herausforderungen des Strukturwandels in der Landwirtschaft
Am 2I.März 1948, vormittags um 10 Uhr kamen 120 Männer auf Einladung des Bezirkslandwirts Gerhard Meyer in der Gaststätte „Zum Grünen Jäger" zusammen, um den Ortslandvolkverband Eversten zu gründen. Über die Notwendigkeit einer solchen Gründung herrschte Einigkeit. Landwirte waren aus den Stadtteilen Eversten l, Eversten 2, Wechloy und Bloherfelde gekommen. Zu dieser Zeit gab es noch viele landwirtschaftliche Betriebe in Eversten. Auf den Höfen wurde die Arbeit größtenteils mit Pferd und Wagen verrichtet. Einige Landwirte stellten sich jedoch bereits dem Fortschritt und kauften Ackerschlepper und Landmaschinen, um die Flächen besser zu bewirtschaften. Die Grenze des bäuerlichen Siedlungsraumes gegenüber der Stadt lag etwa auf der Linie Prinzessinweg-Hundsmühler Straße-Sodenstich. Die kurzen Stichstraßen Richtung Süden endeten im Winter häufig im überschwemmten Niederungsgebiet der Marsch. Aber ab den fünfziger Jahren wandelte sich das Bild, als die städtische Bevölkerung gern die Innenstadt verließ und sich in den Randgebieten niederließ. Der Bedarf an Bauland wuchs stetig. Landwirtschaftlich genutzte Flächen wurden in den Bauboom einbezogen, der bäuerliche Siedlungsraum wurde immer weiter vom Stadtzentrum fortgeschoben. Viele Bauern gaben ihren Hof auf, verkauften oder verpachteten ihre Ländereien. Andere Bauern haben sich am Stadtrand selbst einen modernen Besitz geschaffen.

Ende der sechziger Jahre gab es in Eversten zwischen Hundsmühler Straße und Bloherfelder Straße noch 30 landwirtschaftliche Vollbetriebe, die ihr Einkommen aus der Milchtierhaltung und der Schweinezucht erzielten. Die Pferde mußten dem Ackerschlepper weichen und konnten sich nur im Reitsport behaupten. In den siebziger und achtziger Jahren setzte sich der Wandel in der Landwirtschaft fort. Viele Hofbesitzer hatten keinen Nachfolger mehr, da die Verdienstmöglichkeiten in der Stadt besser waren. Zudem wurde die landwirtschaftliche Tätigkeit auf den Höfen zunehmend schwerer, während die Erzeugerpreise sanken. Die Auflagen zur Bewirtschaftung der Flächen stiegen immer weiter. Landschaftsschutz und Naturschutz schufen Freiräume im Everstener Moor.

Heute gibt es in Eversten nur noch sieben landwirtschaftliche Vollerwerbsbetriebe; auch ihre Struktur hat sich gewandelt. Zwei der Höfe sind neben der Milchtierhaltung in die Direktvermarktung von Gemüse eingestiegen und erzielen hier ihr Einkommen. Die anderen fünf Höfe haben sich auf die Rinderhaltung spezialisiert. Der Ortslandvolkverband Eversten hat sich in den fünfzig Jahren seines Bestehens um die Belange der Landwirte gekümmert, indem er Versammlungen mit interessanten Vorträgen abgehalten und Weiterbildungsmöglichkeiten angeboten hat. Leider ist aufgrund des Strukturwandels die Mitgliederzahl von 120 im Jahr 1948 auf 45 Personen im Jahr 1999 gesunken.

Quelle:

Hans-Günther Zemke (Hg), "Eversten an der Schwelle zum Jahr 2000", Verlag Ernst Knoth, Melle 1999, ISBN 3-88368-310-8. Dirk Boltes, Landwirt, Ortslandvolkverband, Oldenburg-Eversten