geschichte
- Geschichtliche Entwicklung des Stadtteils Eversten -

Über hundert Jahre sportliches und gesellschaftliches Leben - eine kleine Geschichte der Turn- und Sportfreunde Eversten von 1894


Günter Meyer

Über hundert Jahre sportliches und gesellschaftliches Leben - eine kleine Geschichte der Turn- und Sportfreunde Eversten von 1894
Der 6. Februar 1894 gilt als offizieller Gründungstag des „Turnvereins Eversten", nachdem am 30. Januar 1894 eine Versammlung die Gründung beschlossen und sofort 29 männliche Mitglieder gewonnen hatte. Auf der Gründungs Versammlung am 6. Februar wurde der Vorstand gebildet, dem damals ein Sprecher, ein Oberturnwart, ein Schriftführer und ein Kassenwart angehörten. Der Mitgliedsbeitrag betrug 50 Pfennig. Geturnt wurde im Lokal „Odeon" an der Wienstraße gegenüber dem Gemeindebrunnen. Später wurde das Odeon das Parklichtspieltheater.

Der Turnverein Eversten trat 1896 der „Deutschen Turnerschaft" und dem Turngau bei. Aber erst 1928 erfolgte die Eintragung in das Vereinsregister als „Turnverein Eversten e.V. - DT".

Anfang 1897 wurde die Anschaffung einer Vereinsfahne beschlossen, die am 27. Mai während des dritten Stiftungsfestes geweiht wurde. Sie war von der Osianderschen Fahnenstickerei in Ravensburg geschaffen und von den Mitgliedern per Anteilscheine bezahlt worden. Die Fahne zeigt einen Wildschweinkopf, das Familienzeichen der Herren von Eversen, die als Niederadelsfamilie zwischen 1229 und 1474 auf dem Gebiet des heutigen Eversten gelebt hatten. 1898 war die Mitgliederzahl bereits auf 130 Personen gewachsen. 1901 baute der Gastwirt Holze „Schützenhof zur Tabkenburg", heute „Schützenhof Eversten", eine Turnhalle, die er dem Turnverein zur Nutzung überließ.

Zehn Jahre nach der Gründung rückte die Nachwuchsförderung in den Vordergrund: 1904 wurden eine Jugendabteilung und eine Zöglingsabteilung (Jugendliche unter 17 Jahren) geschaffen. Zwei Jahre später vergrößerte sich der Verein um eine Damenabteilung, als sich zwölf Damen per Unterschrift zum Beitritt bereit erklärten. Dadurch wurde - vermutlich - eine Vergrößerung der Turnhalle notwendig, besonders aber, weil im folgenden Jahr 1907 eine Mädchen- und eine Knabenabteilung gebildet wurden. Die Turnhalle konnte am 1. November 1922 für 50 000,- Mark in das Eigentum des Vereins übernommen werden - wenige Monate vor der großen Inflation, in der das Geld verfallen wäre. 1930 wurde die Vereinsturnhalle durch den Anbau einer Hauswartwohnung und den Einbau einer Heizungs- und Duschanlage modernisiert. 1969 wurde die Turnhalle erneut umgebaut. Es entstanden eine neue Hauswartwohnung, neue Umkleideräume und ein Jugendraum. Nicht nur das Stiftungsfest, auch die seit 1921 alljährliche „Götzwanderung" am Himmelfahrtstag waren Veranstaltungen zur Förderung des gesellschaftlichen Vereinslebens. Am 17. November 1923 fand erstmals der EDIA (Everstener Dielen Abend) statt, im November 1928 das zweite Mal und von da an traditionell alljährlich. Die Teilnahme an großen Sportfesten der Region begann 1911 mit einer Faustballmannschaft am Gauspieltag, 1912 folgte auch die Schlagballmannschaft. Mit seiner Schlagballmannschaft hatte der Verein in den Jahren 1920 bis 1926 großen Erfolg; denn sie spielte in der Meisterklasse, kämpfte mehrere Jahre lang mit um die Meisterschaft des V. Kreises der Deutschen Turnerchaft und wurde 1922 sogar Vizemeister. Auch Handball- und Faustballmannschaften nahmen an den Flicht- und Sommerspielen teil.

Einen eigenen Platz für diese Turnspiele hatte der Verein bereits 1913 bekommen. Er wurde hinter der Turnhalle angelegt. Heute ist dieser Platz die Schützenwiese. Das wachsende Interesse am Fußball machte auch vor dem Turnverein nicht halt: Er gründete am 9. Juli 1937 eine Fußballabteilung. 1945 wurde der Vereinsname in „Turn- und Sportfreunde Eversten v. 1894 e.V." geändert. Der Ehrenvorsitzende Georg Harms hatte auf der ersten Versammlung nach dem Kriege am 28. November 1945 diesen Vorschlag gemacht.

Die vielfältig genutzte Jahnwiese fiel zunächst teilweise, später ganz der Umgehungsstraße und der Autobahn zum Opfer. Nach zehnjähriger Planung entstand 1988 auf der Hundsmühler Höhe ein neuer Fußballplatz und eine neue Turnhalle speziell für den Tanz- und Gesundheitssport, die nun Schwerpunkte im Programm der Sportfreunde Eversten wurden. Auch der Behindertensport wurde ins Programm aufgenommen. Der Verein schloß sich dem Behinderten-Sportbund Niedersachsen an. 1992 entstand auf der Hundsmühler Höhe ein zweiter Sportplatz sowie ein Neubau mit Aufenthaltsraum, vier Umkleideräumen mit Duschen sowie zwei Wohnungen für die Hausmeister. Dank des vielfältigen Angebots entwickelten sich die Mitgliederzahlen nach 1945 erfreulich. Bereits 1949 zählte der Verein 735 Mitglieder, 1999 hat er mehr als 2200 Mitglieder und ist damit der drittgrößte Verein in Oldenburg.
Der Schwerpunkt des Vereins liegt im Breitensport. Eine der erfolgreichsten Mannschaften des Vereins war die Faustballmannschaft der Frauen. Sie wurde 1974 Niedersachsenmeister und qualifizierte sich bei den Norddeutschen Landesgruppenmeisterschaften für die Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft. Bei der vom TuS Eversten ausgetragenen Deutschen Meisterschaft im Hallenfaustball der Frauen am 5. und 6. April 1975 errang die Mannschaft den dritten Platz.

Die Fußballjugend traf sich erstmals vom 13. bis 20. Mai 1978 mit dem Westoning Boys Club aus England. Daraus wurde eine alljährliche Begegnung abwechselnd in Beafoshire und Eversten. Die Tischtennisabteilung nimmt seit mehreren Jahrzehnten eine führende Stellung im Bezirk ein.

Der Verein wird immer noch von ehrenamtlich wirkenden Mitarbeitern geleitet. Mehr als 35 nebenamtliche Übungsleiter und eine noch größere Zahl ehrenamtlicher Mitarbeiter sind für Verein und Mitglieder tätig. Zum Dank und als Auszeichnung für langjähriges erfolgreiches Wirken für Pflege und Entwicklung des Sports wurde 1994 den Turn- und Sportfreunden Eversten von 1894 e.V. zum hundertjährigen Bestehen die „Sportplakette des Bundespräsidenten" verliehen.



Es ist selbstverständliche Tradition der Everstener Vereine, daß sie sich am Volkstrauertag - Tag des Gedenkens an die Opfer von Krieg und Gewalt, Tag der Mahnung zum Frieden - am Denkmal in Eversten, Hauptstraße, zu einer Gedenkveranstaltung treffen. Die Teilnehmer gehören meistens der älteren Generation an, die noch erlebt hat, was Krieg bedeutet und wie wichtig Frieden ist. Der Volkstrauertag richtet seine Botschaft auch an die jüngeren Bürgerinnen und Bürger in Eversten, die im Frieden aufwachsen durften. Die Gedenkrede hält u. a. Pastor Thomas Hinne; Hans-Günther Zemke vom Bürgerverein Eversten spricht die Totenehrung.

Quelle:

Hans-Günther Zemke (Hg), "Eversten an der Schwelle zum Jahr 2000", Verlag Ernst Knoth, Melle 1999, ISBN 3-88368-310-8. Günter Meyer, Prokurist i. R., Turn- und Sportfreunde Eversten e. V.