geschichte
- Geschichtliche Entwicklung des Stadtteils Eversten -

"... Ein dreifaches Hoch dem Chorgesang"


Egon Diedrich (1999)

- Aus dem Leben des Gesangvereins "TEUTONIA" Eversten von 1895
Im Jahre 1893 trafen sich in Holzes Gasthof (Schützenhof) zweiundzwanzig junge Männer, um einen Gesangverein zu gründen. Der Verein erhielt den Namen „Männergesangverein Eversten"; als Dirigent wurde der Lehrer Wieting gewählt.

Nach dem Ersten Weltkrieg wollte eine neue Generation nicht dem bestehenden Männergesangverein Eversten beitreten; sie gründeten im November 1925 im Gasthof Odeon, Wienstraße, einen eigenen Verein mit dem Namen „Männergesangverein Teutonia". Als Dirigent wurde Herr Fink gewonnen, Herr Janshen stand dem Verein als Liedervater vor. Fünfzig Jahre, von 1926 bis zu seinem Tode 1976, hatte Walter Rüther, der ein Schreibwarengeschäft in der Hauptstraße besaß, das Amt des Schriftführers inne.

Nun gab es also zwei Männergesangvereine in Eversten. Der ältere wurde von den Alteingesessenen bevorzugt, z.B. von Bauer Schnittker, Neunaber und vom Tischlerobermeister Post. Nach 1933 litt das Vereinsleben. Die Chöre hatten Sorgen um den Nachwuchs und den guten Besuch der Singabende. Die Jugendlichen hatten andere Verpflichtungen und Interessen. Beide Chöre litten darunter, „Teutonia" zusätzlich, weil der Dirigent Wilke das Amt aufgab und Musikmeister im III. Bat. des IR 16 wurde. Ein Zusammenschluß beider Vereine lag nahe, auch wenn es traditionelle Unterschiede gab. Diese Situation beschreibt eine Pressemeldung vom 24. August 1934: „Die beiden Männergesangvereine „Eversten" und „Teutonia" haben Verhandlungen für einen Zusammenschluß dieser zu nahen Nachbarvereine aufgenommen. Die letzten gemeinsamen Singabende unter dem Dirigenten Warntjes zeigten deutlich von beiden Seiten den Willen zur Einheit und stellten unter Beweis, daß der so entstandene Chor harmonisch und sehr leistungsfähig sein würde. Da zudem eine Vereinigung im Sinne des Deutschen Sängerbundes liegt, dürften noch geringe Meinungsverschiedenheiten auf den kommenden Generalversammlungen behoben werden ".

In der folgenden Woche haben sich beide Chöre vereinigt. Die Versammlung fand in dem neutralen Lokal „Zur fröhlichen Wiederkunft" statt. Nur als nach dem endgültigen Zusammenschluß die Frage des Vereinslokals geklärt werden mußte, gab es noch einmal Meinungsverschiedenheiten, doch beschloß die überwiegende Mehrheit, sich künftig im Lokal „Woge" zu treffen.


Dirigent Georg Steiner mit dem gemischten Chor TEUTONIA Eversten

Zufrieden mit dem Zusammenschluß konnten alle Mitglieder sein; denn beider Name war geblieben „Männergesangverein Teutonia Eversten", auch Fahne und Tradition. Die Fahne war schon 1897 vom Männergesangverein Eversten angeschafft worden. Sie hat alle Zeitwirren überstanden und wurde 1993 anläßlich der Jubiläumsfeierlichkeiten nach einer gründlichen Restaurierung durch Gerd Agena wieder geweiht. Noch heute ist sie im Besitz der „Teutonia".

Bis zum Frühjahr sangen die „Teutonen" selbständig; doch durch die Einberufung vieler Mitglieder war der Verein allein nicht mehr singfähig und verband sich zum gemeinsamen Singen von April bis November mit dem Gesangverein „Kameradschaft" und ab 1941 mit der „Handwerker Liedertafel". Am 3. Oktober 1945 wurde die „Teutonia" dann vom Liedervater Karl Diers wieder ins Leben gerufen. Die Männer sangen unter dem Dirigenten G. Wilke im Schützenhof. Auch die Frauen wollten singen, darum wurde im Oktober 1950 ein Frauenchor gegründet, der zunächst selbständig sang, bis sich 1968 beide Chöre zu einem gemischten Chor zusammenschlössen. In dieser Zusammensetzung singt er noch heute.

Zum 100jährigen Jubiläum fanden 1993 im Frühjahr ein großes Chorkonzert und ein fröhlicher Tanzabend statt. Anläßlich des Jubiläums wurde auf einem Empfang am 5. September 1993 in der Mehrzweckhalle des TuS-Eversten auf der Hundsmühler Höhe dem Gesangverein Teutonia Eversten von 1893 vom Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker die Zelterplakette verliehen. Sie ist eine staatliche Anerkennung für Chöre, die hundert Jahre alt geworden sind. Der preußische Minister Boelitz hatte für Chöre mit Jubiläen von 25, 75 und 100 Jahren eine Plakette mit dem Antlitz von Karl Friedrich Zelter gestiftet, der, 1758 geboren, später Leiter der Berliner Singakademie wurde. 1956 hatte der Bundespräsident Theodor Heuss die Zelter-Plakette neu gestiftet.

Auch im 106. Jahr seines Bestehens ist die Pflege des Liedgutes die vornehmste Aufgabe des Chores neben Wahrung der Tradition und dem Wohl der Gemeinschaft. Doch im Zeitalter von Video und Fernsehen sind diese Aufgaben nicht immer leicht zu erfüllen. So freut sich der Gesangverein über jede neue Sängerin und jeden neuen Sänger. Geprobt wird montags um 20 Uhr in der Helene-Lange-Schule am Marschweg, Eingang Kleiststraße, Raum 95. Seit 1985 dirigiert Georg Steier den Chor, seit 1986 ist Egon Diedrich der 1. Vorsitzende des Gesangvereins „Teutonia" Eversten von 1893, dessen Wahlspruch lautet: „Frohes Herz ein Leben lang, ein dreifach Hoch dem Chorgesang!"


Hans-Günther Zemke begrüßt TEUTONIA auf dem Neujahrsempfang Eversten

Quelle:

Hans-Günther Zemke (Hg), "Eversten an der Schwelle zum Jahr 2000", Verlag Ernst Knoth, Melle 1999, ISBN 3-88368-310-8. Egon Diedrich, GesangvereinTeutonia Eversten (Gemischter Chor)