geschichte
- Geschichtliche Entwicklung des Stadtteils Eversten -

... DIE VIRTUELLE „EVERSTENCARD" IM MEDIALEN ZEITALTER


Hans-Günther Zemke(1999)

... DIE VIRTUELLE „EVERSTENCARD" IM MEDIALEN ZEITALTER
Aufs Oldenburger Bürgeramt müßte künftig keiner mehr: Eine „eversten-Card" erübrigte den Gang aufs Rathaus. Die Plastikkarte gleicht einer EC-Card, schaffte aber mehr: sie veränderte die kommunale Welt Oldenburgs -ein Fortschritt!? Der Bürgerverein hat sich dazu Gedanken angelesen, es sollte weiter nachgedacht und diskutiert werden.

Einige Überlegungen anläßlich des Jubiläums „Eversten an der Schwelle zum Jahr 2000 - 75 Jahre Stadtteil von Oldenburg" könnten dafür anregend sein: Bürger/innen, die sich per „everstenCard" ausweisen, dürfen das Antragsformular beim An- und Ummelden ausfüllen. Elektronische Unterschrift, Knopfdruck - der Vorgang erreicht verschlüsselt das Rathaus, das Bürgeramt aktualisiert seine Einwohnerdatenbank. Eine Meldebestätigung kommt per E-Mail oder Post ins Haus. Die „everstenCard" wird nicht nur wie eine EC-Karte aussehen, sie wird möglicherweise auch eine sein. Ausgegeben von Oldenburger Kreditinstituten könnte sie weit mehr als die bekannten Bankkarten, z.B. städtische Gebühren zahlen direkt am Terminal, Karten beim Theater, der Weser-Ems-Halle oder sonstwo ordern, Seminare zur Weiterbildung belegen, Fristen in heimischen Bibliotheken regeln und sofort.

Für Planungs- und Bauvorhaben - vor allem mit Blick auch auf das neue Wohnquartier in Eversten (West) - würde ein Info- und Erörterungsforum organisiert. Ratsbeschlüsse, Ausschuß-Details zu Planungen, zu Inhalten und Begründungen ließen sich unverzüglich abrufen. Ferner gäbe es Fakten zur Umweltsituation, z.B. Infos zu Wasser, Boden, Luft und Lärm sowie zu Umweltverträglichkeitsprüfungen o.a. Auch Bürgerinformationen, Einladungen zu Terminen und Bürgerversammlungen, zu Fachausschuß- und Ratssitzungen der Stadt bzw. zu öffentlichen Sitzungen des Bürgervereins etc. würden veröffentlicht.

In einem Diskussionsforum könnten Bürger fragen stellen und von verschiedenen Dienststellen beantworten lassen. Lägen Planungen öffentlich aus, z.B. Bebauungsplanentwürfe, könnten die Bürger ihre „Anregungen und Bedenken" per „everstenCard" geltend machen und sich über Prüfungen per E-Mail antworten lassen.



Auch Bauanträge ließen sich „modernisiert" einreichen: Eine elektronische Bauverwaltung schaffte direkten Kontakt zum Bauordungsamt der Stadt Oldenburg und allen Beteiligten. Über Internet könnten alle üblichen Anträge direkt gestellt werden. Mitteilungen des Bauherrn (z.B. über Baubeginn, Rohbaufertigstellung, Baufertigstellung, Schlußabnahme pp.) während seines Bauvorhabens erfolgten verbindlich mit der „everstenCard" über das Internet.

Bei Kommunalwahlen wäre die elektronische Stimmabgabe ebenfalls denkbar. Technisch wären sie mit der „everstenCard" möglich. Bei der digitalen Signatur der Card müßten (nur) die Anforderungen von Wahlgesetz und Datenschutz erfüllt werden. Der Bürger besorgte sich den Stimmzettel auf dem Bildschirm und füllte ihn elektronisch aus. Über SSL (Secure Sokket Layer o. ä.) verschlüsselt übertragen würde der Zettel „entschlüsselt", wenn die „Wahlurne" geöffnet wäre, also wenn mit dem üblichen Auszählen der Stimmen im Wahllokal begonnen würde. Die Verknüpfung mit einer Signatur sicherte ab, daß jeder wahlberechtigte Everster nur eine Stimme abgäbe. Durch das Trennen von Stimmzettel und Signatur bliebe die Stimmabgabe anonym. Computer könnten Stimmen dann auswerten.

Dem Oldenburger Oberbürgermeister und dem Stadtrat könnten es bei einem Multimedia-Verfahren vor allem um verbesserte Leistungen für die Bürger gehen. Aber, auch Einsparungsmöglichkeiten im Sinne der von der Stadt angestrebten Verwaltungsreform sollten sich einstellen. Um Bürger und Firmen zu motivieren, die "everstenCard" möglichst häufig zu nutzen, sollte sie von Anfang an auch noch mehr bieten: z. B. an VWG- und ÖPNV- bzw. Bahn-Fahrkartenautomaten, an Parkscheinautomaten und Tankstellen, als Betriebs-, Kunden- und Ausweise für die medizinische Betreuung und Versorgung bei Ärzten und Kliniken sowie für deren Abrechnungsverfahren - eine Fülle weiterer Dienstleistungen ließe sich aufzählen. Fürwahr: eine universale "everstenCard"!

Ist eine multimediale Perspektive an der Schwelle zum Jahr 2000 auch für Eversten realistisch? Wollen wir per Web-Browser "rund um die Uhr" Zugriff auf Informationen und Dienstleistungen erhalten? Würde eine virtuelle Rathaus-Stelle im Internet für die Bürger einen Fortschritt bedeuten? Welche Auswirkungen der neuen "Technik" müßten bedacht werden?

Quelle:

Hans-Günther Zemke (Hg), "Eversten an der Schwelle zum Jahr 2000", Verlag Ernst Knoth, Melle 1999, ISBN 3-88368-310-8. Hans-Günther Zemke, Oldenburg