geschichte
- Geschichtliche Entwicklung des Stadtteils Eversten -

So kam Eversten zur Stadt Oldenburg


Georg Bredehorn

So kam Eversten zur Stadt Oldenburg



Rot und Rotblau:

Rotblau:




Rot:




Blau und Rotblau:



Ehemalige Gemeinde Eversten.

1924 von der Stadt Oldenburg eingemeindetes Gebiet der ehemaligen Gemeinde Eversten.

Teil der ehemaligen Gemeinde Eversten, der dem Ammerland zugeschalgen wurde.

Jetziges Gebiet der Stadt Oldenburg



Um 1600 wurde in der Nähe des Pulverturms das Eversten Tor errichtet. Das westlich dieser Festungseinrichtung bis hin zum Wildenloh liegende Gebiet gehörte bis zum Abzug der französischen Truppen im Jahre 1814 zur Hausvogtei Oldenburg. Sie umfaßte das Gebiet von Bornhorst im Nordosten bis zum heutigen Kleinscharrel im Südwesten.

Nach der Hausvogtei wurde die Landgemeinde Oldenburg gebildet, die bis auf Osternburg das Gebiet der früheren Hausvogtei umfaßte, also auch den Bereich vor dem Eversten Tor mit Eversten. In der Mitte, aber außerhalb der Landgemeinde lag die Stadt Oldenburg. Sie teilte dadurch die Landgemeinde bis auf den nördlichen Bereich mit Ofenerfeld und Metjendorf fast in zwei Teile.

Schon bald regten sich bei der Stadt Oldenburg erste Eingemeindungswünsche. An der Südseite der Gartenstraße war der Schloßgarten entstanden und an der Nordseite hatten wohlhabende Privatleute aus der Stadt villenartige Bauten erstellt. Sie fühlten sich als „Städter“ und wollten nicht zusammen mit dem „geringen“ Volk zur Landgemeinde gehören und betrieben daher zusammen mit dem Magistrat der Stadt die Eingemeindung in die Stadt. 1833 war es soweit. Das gesamte Gebiet zwischen Theaterwall, Marschweg, Eversten Holz und Prinzessinweg bis zur Haaren wurde zur Vorstadt erklärt und schied aus dem Verband der Landgemeinde aus.

1851 wurde die Stadt wieder aktiv. Jetzt wollte sie das Gebiet am Marschweg, südlich der noch fast unbewohnten Hauptstraße, beginnend bis zur Hundsmühler Straße und weiter in nördlicher Richtung bis zum Prinzessinweg vereinnahmen. Damit wäre das spätere Kernstück von Eversten schon früh an die Stadt verloren gegangen. Die Regierung nahm diese Wünsche der Stadt jedoch nicht in die 1855 verabschiedete Gemeindeordnung auf.

Um 1858 begannen auch die Aktivitäten zur Bildung einer selbständigen Gemeinde Eversten. Der reiche Nordosten der Landgemeinde mit Bornhorst, Donnerschwee, Ohmstede usw. wollte sich von dem armen Südwesten, u. a. mit Eversten, trennen. Die Begründungen für eine Trennung nahmen seitens des Nordostens die schmutzigsten Formen an. So formulierte der einseitig aus dem Nordosten besetzte Gemeinderat am 20. September 1862 u. a.:

Aus den vom Gemeindevorsteher erstellten Zahlen geht eine große Anhäufung von Armen in Eversten auf erschreckende Weise hervor, wie es sich in der Tat auch herausstellt, daß sich vorzugsweise nach diesem Bezirk die Armen hinziehen und eine Ansammlung stattfindet, welche ... noch mehr in moralischer Hinsicht die verderblichsten Folgen haben muß ... Bei der Nähe der Stadt wird sich Eversten immer mehr zu einem Sammelplatz der Armut heranbilden, so lange Leute in zweifelhaften Verhältnissen dort Wohnung und Kost finden.

Da sich aber die Begründungen fast ausschließlich aus polemischen Redewendungen zusammensetzten, wurde der Antrag der Landgemeinde auf Teilung der Gemeinde von der Regierung am 7. November 1863 abgelehnt.

1897 war es dann doch soweit. Die 11000 Einwohner umfassende Landgemeinde Oldenburg wurde geteilt. Der nordöstliche Bereich erhielt den Namen Ohmstede, der südwestliche Teil der ehemaligen Landgemeinde die Bezeichnung Eversten. Die Grenze zwischen den beiden neuen Gemeinden bildete im nördlichen Bereich die Eisenbahnlinie Oldenburg-Wilhelmshaven, im übrigen die Grenzen zur Stadt Oldenburg. In Eversten u.a. südlich des Schloßgartens beginnend bis zum Marschweg, Meinardusstraße, nördlich des Eversten Holz bis zum Prinzessinweg und von dort bis zur Haaren. Die Gemeinde Eversten war 6003 Einwohner groß und umfaßte das Gebiet von Eversten, Moslesfehn, Friedrichsfehn, Petersfehn, Bloh, Wechloy, Metjendorf und Ofenerfeld. Zur Erleichterung der Verwaltung wurde die Gemeinde in 15 Bezirke unterteilt; Eversten wegen seiner Größe nochmals in vier Bezirke.

Schon wenige Jahre später, 1911, machte die Stadt erneut den Versuch, Teile der Gemeinde Eversten einzugemeinden. Die noch junge Gemeinde hatte aber offenbar noch nicht wieder den Wunsch nach Veränderungen. Das änderte sich nach dem Krieg 1914-1918. Interessant ist aus heutiger Sicht des Umweltschutzes ein Teil der Begründung der Stadt:

Bei der Eingemeindung von Vororten ist es von besonderer Bedeutung, daß gerade im Westen recht viel Gebiet der Stadt einverleibt wird. In Hinblick auf den in Deutschland stark vorherrschenden Westwind muß jede Stadt zu verhüten suchen, daß sich im Westen industrielle Werke, die Gerüche verbreiten, ansetzen ...In hygienischer Beziehung ist auch die Erhaltung eines Waldgürtels im Westen der Stadt (Wildenloh und Bloher Forst) von wesentlicher Bedeutung.

Am 15. September 1923 schlossen die Gemeinde Eversten und die Stadt einen Vertrag über die Vereinigung der ganzen Gemeinde Eversten mit der Stadt. Das hätte bedeutet, daß heute u.a. auch Friedrichsfehn und Petersfehn zur Stadt gehört hätten. Das war selbst für die Abgeordneten im Landtag, die über diese Gebietsänderung zu beschließen hatten, zuviel.



Der Abgeordnete Dannemann, Tungeln, bemerkte dazu in der Sitzung des Landtages am 11. April 1924:

Meine Herren! Mit der Eingemeindung von Eversten (gemeint war die ganze Gemeinde) tritt die Stadt Oldenburg in die Reihe der Großstädte Europas ... Größenwahn! Ich begreife nicht, wie man so etwas machen kann; ich glaube, auf den Oberbürgermeister der Stadt passen die Worte: Mazedonien ist zu klein für Dich, suche Dir ein anderes Königreich.

Auch wenn der Abgeordnete Dannemann ein wenig übertrieben hatte. Mit der Eingemeindung der ganzen Gemeinde Eversten wäre die Stadt Oldenburg 1924 nach Berlin, Rostock und Frankfurt a.M. flächenmäßig die viertgrößte Stadt in Deutschland geworden.

Mit Wirkung vom 1. August 1924 wurde dann vom Landtag die Teilung der Gemeinde Eversten beschlossen. Der östliche Teil kam zur Stadt und aus dem westlichen Bezirk wurde die Gemeinde Ofen gebildet, die später dem Landkreis Ammerland zugeordnet wurde. Die Grenze der Stadt zum Landkreis Ammerland bildet seit dieser Zeit der Kavallerieweg, der Wildenlohsdamm, die Bloher Landstraße bis zur Haaren, von hier ein wenig verwinkelt in nördöstlicher Richtung, westlich am Flugplatz vorbei und endet am Bahndamm an der Bahnstrecke Oldenburg-Wilhelmshaven. Hierdurch kamen vor 75 Jahren Nordmoslesfehn, Eversten, Bloherfelde, Wechloy und Alexandersfeld mit den dazwischen liegenden Wohngebieten zur Stadt Oldenburg.

Quelle:

Georg Bredehorn "Eversten von 1200 bis ins 20. Jahrhundert" (Verlag Isensee, Oldenburg, ISBN 3-89598-750-6), Seite 26-29