geschichte
- Geschichtliche Entwicklung des Stadtteils Eversten -

Die Entwicklung des städtischen Schul- und Kulturwesens in Eversten


Ekkehard Seeber

Die Entwicklung des städtischen Schul- und Kulturwesens in Eversten
Bei den Recherchen für diesen Bericht ist mir deutlich geworden, daß sich die Entwicklung des Schulwesens im Stadtteil Eversten nicht mit ein paar Zeilen auf wenigen Seiten darstellen läßt. Zu umfangreich und tiefgreifend war der Strukturwandel der Schulen in diesem Zeitabschnitt (1924-1999). Der geneigte Leser möge mir daher verzeihen, wenn ich in meiner Darstellung nur in groben Zügen die wesentlichen Entwicklungen beschreibe und dies auf die zur Zeit noch im Stadtteil vorhandenen Schulen beschränke.

Der Stadtteil Eversten, der vorher zur Landgemeinde Eversten gehörte, wurde zum 1. August 1924 in die Stadt Oldenburg eingemeindet. Zum damaligen Zeitpunkt existierten in dem neuen Stadtteil drei Volksschulen: Die Schulen Staakenweg, Bloherfelde und eine Schule Hundsmühler Höhe, die 1951 in Schule Hogenkamp umbenannt worden ist. Die ehemalige Knabenschule Eversten an der Hauptstraße wurde 1974 als Volksschule aufgehoben. Mit der zunehmenden Bebauung und einem allgemeinen Anstieg der Bevölkerung stiegen auch die Schülerzahlen. Die anfänglich kleinen Schulen wurden im Laufe der Jahre ständig erweitert, umgebaut und modernisiert. Turnhallen entstanden und für die Grundschulen Hogenkamp und Bloherfelde auch Sportplätze. Nachdem insbesondere durch den Zuzug von Flüchtlingen und Vertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg die Raumnot in den Volksschulen dramatisch anstieg, wurden in dieser Zeit in der Stadt sieben neue Volksschulen gebaut und viel durch einen vollständigen Umbau von Gebäuden neu geschaffen.

Auch die Elternschaft aus Eversten erhob damals in Eingaben an die Stadt nachdrücklich die Forderung nach einem Schulneubau. 1953 war es dann so weit. Der Schul- und Kulturausschuß beschloß den Bau einer Volksschule am Marschweg, die bereits am 12. Oktober 1954 als Volksschule „Vor dem Gartentor" in der Kleiststraße den Unterrichtsbetrieb aufnahm. Am 5. November 1954 sollte die Schule eingeweiht werden. In die Vorbereitungen hinein platzte die Nachricht vom plötzlichen Tod des allseits verehrten Dr. Hermannn Ehlers, seit 1950 Präsident des Deutschen Bundestages und seit 1946 Mitglied im Rat der Stadt Oldenburg. Diese Todesnachricht veranlaßte die zuständigen Stellen der Stadt spontan, der neuen Schule im Gedenken an den Verstorbenen den Namen „Hermann-Ehlers-Schule" zu geben.

Zu Beginn des Schuljahres 1996/97 zog die Hermann-Ehlers-Schule in ein neues Schulgebäude, Feststraße 12, um. In dem bisherigen Schulgebäude findet die Schule für geistig Behinderte, auf die ich später eingehen werde, ein neues Zuhause.

Die heute einzige Konfessionsschule im Stadtteil, die Katholische Grundschule Lerigauweg, entstand ebenfalls, nachdem im Dezember 1955 Eltern von 240 katholischen Kindern die Einrichtung einer solchen Schule im Stadtteil gefordert hatten. Allerdings dauerte es danach mehrere Jahre, die man heute als Dialogphase bezeichnen würde, bis die Schule am 5. Oktober 1959 ihre Einweihung feiern konnte.

Weiterhin steigende Schülerzahlen, die notwendige Verringerung der Klassenstärken, vermehrter Bedarf an Fachunterrichtsräumen, die Verlängerung der Schulpflicht und neue Schulformen führten bundesweit zu der Überlegung, Schulzentren einzurichten, in denen Schüler verschiedener Schulformen unterrichtet werden. Auch in Oldenburg wurde diese Diskussion aufgegriffen und alsbald in konkrete Pläne und Maßnahmen umgesetzt. Im Stadtteil Eversten entstanden Anfang der 70er Jahre das Schulzentrum am Marschweg und das Schulzentrum Eversten.

Im Schulzentrum Eversten wurden nacheinander 1971 die Realschule, 1973 die Hauptschule und 1974 die Orientierungsstufe eingerichtet. Das benachbarte Gymnasium Eversten gehört nicht zum Schulzentrum. Es entstand, nachdem bereits 1961 Überlegungen zum Bau eines weiteren Gymnasiums in Oldenburg angestellt wurden. Die Entscheidung fiel zugunsten des Stadtteils Eversten. Das Niedersächsische Kultusministerium genehmigte die Einrichtung des Gymnasiums zum 1. April 1964. Der Unterricht begann zunächst mit den Klassen der damaligen Hindenburgschule in einem Schulgebäude am Waffenplatz. Zum 1.August 1968 konnte der Schulbetrieb im Neubau an der Theodor-Heuss-Straße aufgenommen werden.

Im Gebäude des Schulzentrums Marschweg wurde zum 1.August 1990 eine Integrierte Gesamtschule (IGS) als vierzügige Sekundarstufe l eingerichtet. Zu diesem Zeitpunkt mußte sie sich das Gebäude mit einer Orientierungsstufe, einer Hauptschule und der Sonderschule für geistig Behinderte teilen. Dies änderte sich im Laufe der Jahre, und heute wird das Gebäude nur noch von der inzwischen mit einer gymnasialen Oberstufe ausgestatteten IGS genutzt. Ihren Namen erhielt die mittlerweile größte Allgemeinbildende Schule der Stadt in einem feierlichen Festakt am 9. Oktober 1998 nach der Frauenrechtlerin und Ehrenbürgerin der Stadt Oldenburg, Helene Lange. 1999 haben die ersten Schülerinnen und Schüler der Helene-Lange-Schule das Abitur erhalten.

Die schon mehrfach erwähnte Schule für geistig Behinderte entstand 1984 aus einer Fusion von zwei Schulen für geistig Behinderte und fand ihren ersten Standort im Schulzentrum Marschweg. Der Umzug in das von der Hermann-Ehlers-Schule geräumte Gebäude an der Kleiststraße erfolgte zum Schuljahr 1996/97. Die Schule präsentiert sich heute nach Durchführung umfangreicher, speziell auf besondere Belange der Schule abgestellten Baumaßnahmen als eine leistungsfähige Ganztagsschule, auch für schwerst mehrfach behinderte Schülerinnen und Schüler. Der Einzugsbereich der Schule erstreckt sich über das Stadtgebiet hinaus auch auf die benachbarten Gemeinden und Landkreise.

Das schulische Angebot im Stadtteil Eversten wird abgerundet durch die Comeniusschule. Zunächst an der Ecke Lerigauweg/Edewechter Landstraße beheimatet, zog sie 1974 in das um einen Erweiterungsbau ergänzte Gebäude der aufgelösten Volksschule an der Hauptstraße um. Als mehrzügige Schule für Lernbehinderte mit dem Angebot der Vollen Halbtagsschule für die Klassen l bis 4 und der Möglichkeit des Erwerbs eines Hauptschulabschlusses nach der zehnten Klasse, entspricht die Schule heutigen Anforderungen an eine erfolgreiche Sonderpädagogik.

Auch für Erwachsene hält der Stadtteil inzwischen mit dem Oldenburg-Kolleg an der Theodor-Heuss-Straße als Sonderform des Gymnasiums und Institution des zweiten Bildungsweges ein Angebot bereit, das allerdings auf die gesamte Stadt ausgerichtet ist. Hier besteht die Möglichkeit zum Erwerb der Fachhochschulreife und des Abiturs. Das Kolleg ist eine staatliche Schule in der Trägerschaft des Landes Niedersachsen.

Die meisten Kultureinrichtungen Oldenburgs befinden sich in der Innenstadt. Das hat mit den zentralörtlichen Entwicklungen der gesamten Stadt zu tun. Die größte der vier Stadtteilbibliotheken ist im Schulzentrum Eversten untergebracht und mit ihren ca. 28 000 Bänden und Veranstaltungsmöglichkeiten eine wichtige Einrichtung für die Schüler im Zentrum und für alle Bürger im Stadtteil.

In den letzten 20 Jahren ist besonders Wert auf den Ausbau des Veranstaltungsbereichs in den Schulen gelegt worden. Die Aula des Gymnasiums Eversten, Das Forum des Schulzentrums, Gymnastikhalle und Forum der Schule für geistig Behinderte, die Mensa der IGS Helene-Lange-Schule und das Forum der Hermann-Ehlers-Schule sind beliebte Orte für Schul- und Vereinsveranstaltungen. Sie könnten noch intensiver genutzt werden als bisher.

In der Grundschule Staakenweg befindet sich eine Filiale der städtischen Musikschule und der Kunstschule Klex. Beide Angebote werden gern und intensiv von den Kindern und Eltern in Eversten angenommen. In der Grundschule Bloherfelde hat die Jazz- und Rock-Abteilung der städtischen Musikschule ihr Zuhause. Hier proben mehr als zehn Jazz- und Rock-Bands und können ihrem geräuschvollen Tun ungestört nachgehen. Jugendliche aus der ganzen Stadt haben hier einen speziellen Treffpunkt.

Quelle:

Hans-Günther Zemke (Hg), "Eversten an der Schwelle zum Jahr 2000", Verlag Ernst Knoth, Melle 1999, ISBN 3-88368-310-8. Ekkehard Seeber, Dr. jur. Stadtrat, Schul- und Kulturdezernent, Oldenburg